Die Gerüchteküche in Anglerkreisen brodelt ständig vor sich hin, und so wurde meine Aufmerksamkeit immer wieder auf ein Angelrevier am Inn in Österreich gelenkt. Gleich nachdem der Inn die Schweiz verlässt und zum Tiroler wird, befindet sich der rund elf Kilometer lange Abschnitt. Es ist an der Zeit, dass wir uns selber einmal ein Bild davon machen.
Text und Bilder: Pascal Bader
Früh, ja sehr früh am Morgen machen wir uns auf, damit wir an diesem Oktobermorgen bei Tagesanbruch am Wasser stehen können. Zwischen uns und dem Inn liegen aber noch gut zwei Stunden Autofahrt – man rechne…! Die Tageskarten hatten wir bereits vorreserviert, sie liegen wie vereinbart beim Revierpächter für uns bereit. Nach einer kleinen Irrfahrt im verwinkelten alten Dorfkern von Pfunds finden wir endlich die Adresse und los geht’s.
Wo beginnen
Es war unser erster Besuch an diesem Flussabschnitt und obwohl wir uns als Vorbereitung ein Bild vom Fluss machten, so sieht die Realität in der Morgendämmerung immer anders aus. Wir orientierten uns also beim Blick von mehreren Brücken und entschieden uns dann für eine bestimmte Stelle im oberen Bereich des Reviers. Ein schneller Flussabschnitt, der an einem grossen Felsen abgelenkt wird und einen tiefen Pool bildet. Hier sollte eine gute Stelle sein. Der Wasserstand war tief und das Wasser nur ganz leicht eingetrübt, perfekt für die Fischerei mit der Nymphe.
Massiver Wasserschwall
Schon nach wenigen Würfen konnte ich einen Biss verzeichnen und anschliessend, beim zweiten Biss eine Regenbogenforelle landen. Ich durchwatete den Fluss, um vom anderen Ufer aus eine andere Stelle zu befischen. Drüben angekommen bemerkte ich, dass der Wasserstand ein wenig gestiegen war. Na ja, das sollte kein Problem darstellen um wieder zurück zum anderen Ufer zu kommen. Doch weit gefehlt – das Wasser stieg weiter flutartig an und 15 Minuten später war es um mehr als einen Meter angestiegen. Dass der Fluss mittlerweile reissend und trüb war muss ich wohl nicht sagen.
Offenbar haben die Schweizer im Engadin die Schleuse für die Stromproduktion geöffnet – das war`s dann wohl mit einer guten Fischerei! Meine Kumpels fischten glücklicherweise auf der andern Flussseite und konnten mich später über einen Umweg mit dem Auto aufsammeln. Den Schock verdauten wir erst mal bei einem Kaffee und einem leckeren Brötchen im Dorf.
Nicht aufgeben
Unterhalb des Dorfes fanden wir einen Flussabschnitt, welcher trotz dem Wasser «fischbar» aussah. Ich wechselte von der Fliegenrute auf die 425er-Flussrute mit Pose und präsentierte meine Nymphen im beruhigten Bereich einer Innenkurve. Die Stelle war ein Volltreffer, ich konnte mehrere Fische in Folge fangen, darunter auch eine tolle Ü40er-Äsche. Es schien, als dass sich die Fische an das «tägliche» Hochwasser gewöhnt haben. Sobald der Wasserstand wieder stabil «hoch» ist, beziehen sie ihre Stellungen wieder neu und beginnen zu fressen.
Nachdem die Bisse an dieser Stelle nachliessen, verschob ich mich einen Lauf weiter Flussabwärts. Im Kehrwasser eines Steins wurde anschliessend meine Nymphe von einem starken Fisch genommen. Ein intensiver Drill begann, ich musste unter der Uferböschung hindurch waten um an eine geeignete Landestelle zu gelangen. Der Fisch wollte sich einfach nicht zeigen, doch schlussendlich lag er dann im Kescher – es war eine dicke 44er-Regenbgenforelle.
In der Zwischenzeit fischten meine Kumpels weiter flussabwärts. Auch sie waren erfolgreich und konnten mehrere Fische fangen. Langsam sank auch der Wasserstand wieder, allerdings war er immer noch eher hoch.
Viel zu entdecken
Der Inn ist zwar ein grosser Fluss, trotzdem weist er hier eine abwechslungsreiche Struktur auf. Es gibt für jede Angeltechnik geeignete Stellen und auch der Zugang zu den Ufern ist wegen des Strassen- und Wegenetzes ziemlich einfach. Wir fischten an diesem Tag eher im oberen Bereich des Reviers, doch einen Augenschein weiter unten liessen wir uns doch nicht nehmen. Da wird das Flussbett stellenweise etwas breiter, so dass nicht nur steile Blocksteinufer, sondern auch breite Kiesbänke hervorkommen. Von diesen aus lässt es sich bequem fischen.
Strecke für Fliegenfischer
Im Bereich des Dorfes Pfunds ist ein Abschnitt nur für Fliegenfischer reserviert. Der Fluss fliesst in diesem Bereich eher schneller und macht dabei eine Kurve. Hinter den zahlreichen Felsbrocken und den Brückenpfeilern sind viele Stellen auszumachen, wo sich Forellen und Äschen durchaus wohl fühlen können…
Das schönste zum Schluss
Am Nachmittag floss dann deutlich weniger Wasser den Inn hinab, so dass sich uns wieder neue Rinnen und Läufe anboten. Wieder kam die Fliegenrute zum Einsatz. Mit beschwerten Nymphen sowie Bissanzeiger fischte ich flussaufwärts – der Fangerfolg war frappant, zahlreiche Bachforellen und Regenbogenforellen schnappten sich den Köder.
Der Höhepunkt am Nachmittag war dann aber eine tolle Äsche mit stolzen 50 Zentimeter, die zum Abschluss des Angeltages an den Haken ging.
Faktenbox
Fischersaison Der Fischfang ist vom 1. März bis zum 30. September auf drei Stück (Bachforellen, Regenbogenforellen) beschränkt. Ab dem 1. Oktober bis zum 31. Oktober dürfen nur noch 3 Regenbogenforellen entnommen werden, die Bachforelle ist dann geschont. Regeln Das Fischen mit Naturködern ist auf zwei widerhakenlose Haken beschränkt. Fischereikarten Fischereikarten können beim Pächter persönlich in Pfunds abgeholt werden.Eine telefonische Reservation ist empfehlenswert. Pächter: Herbert Schaffenrath |
1 Kommentar
Das Revier besuchen wir seit ca. 25 Jahren ca. 6 x im Jahr.
Der grosse Schwall ist nicht zu unterschätzen – mehrere Kollegen haben nasse Füsse gekriegt, da sie unsere Warnungen nicht ernst genug nahmen!
Anfangs waren wir über den Schwall frustriert und hörten jeweils auf zu fischen. Ein Fehler!
Oft reagieren die Fische sofort auf den Wasseranstieg und jagen in unmittelbarer Ufernähe. z.B. Wolly-Bugger usw…
Und dann wenn das Wasser sinkt natürlich sofort wieder auf Trockenfliege wechseln…klappt häufig wunderbar.
Petri. Housi