HILFE! EIN FLUSS VERDURSTET

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Die Schweizer Energiestrategie steht fest. Atomkraftwerke und andere «dreckige» Energiegewinnungsmethoden werden verschwinden und durch saubere Technologien ersetzt. Diese Entscheidung ist uns ziemlich leicht gefallen – sie ist auch logisch.

Das Wasser soll unser Hoffnungs- und Energieträger sein. Bereits heute decken wir mehr als 50% unseres Energiehungers mit Strom aus Wasser. Wasserkraft wird gefördert und gelobt. Sie ist ökologisch und erneuerbar. Die Wasserkraft hat aber auch Schattenseiten. Der Lebensraum Fliessgewässer wird beeinträchtigt, oft kommt es dabei zu einer ökologischen Verarmung.

Besonders das Problem Restwasser ist vielerorts augenscheinlich und mancherorts sogar dramatisch. Es ist leider so, dass ein Kleinkraftwerk, dessen Betreiber genügend Restwasser dotieren, oft nicht rentabel ist. Das hat natürlich nicht nur mit der allzu optimistischen Planung, sondern auch mit dem tiefen Strompreis zu tun.

1992 hat das Schweizer Stimmvolk das Bundesgesetz über den Gewässerschutz mit 66% Ja angenommen. Das Gesetz verlangt unter anderem, dass genügend Restwasser fliesst. Trotz Frist bis 2012 waren Ende 2011 erst 306 von 817 Entnahmestellen saniert. Bedenkt man, dass die Kantone oft an den Wasserkraft betreibenden Gesellschaften teilhaben, sind diese Zahlen umso bedenklicher.

Bei Konzessionserneuerungen kommt heute dem Thema Restwasser die nötige Aufmerksamkeit zu. Doch wie soll das aufgehen? Bereits ein Grossteil unserer Fliessgewässer wird für die Energiegewinnung genutzt. Das Ausbaupotential bis 2050 beträgt rund 10%. Wir brauchen aber viel mehr Strom, wenn wir Atomkraftwerke abschalten wollen.

Wir haben keinen Grund uns für die Entscheidung gegen die Atomkraft übermässig selbst zu feiern. Die Party können wir planen, wenn die Alternativen so sauber sind, wie sie uns bereits heute angepriesen werden. Bedauerlicherweise wird ein Grossteil von uns bei diesem Anlass nicht mehr dabei sein.

Oli von Burg und Nino von Burg

Mühlrad

Das romantische Gesicht der Wasserkraft

Was sind deine Gedanken zum Thema? Gerne würden wir sie unten in den Kommentaren lesen.

Interessiert am Thema? Das Video ist Teil einer Artikel-Reihe, bei der wir die Probleme der Alpenraum-Bachforelle aufzeigen wollen.

Angeln, Fischen, Alpenfisacher, Bachforelle

 

 

Die Bachforelle als zurückgedrängte Schönheit: https://www.alpenfischer.com/dieser-fische-ist-nicht-willkommen/

 

 

Die Regenbogenforelle als günstiger Ersatz: https://www.alpenfischer.com/die-regenbogenforelle/

 

 

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4 Kommentare

  1. Horrrorartig,
    wie in Deutschland auch.
    7600 Kraftwerke, von denen 7400 nur 5% des Strombedarfes decken.
    Also überflüssig sind.
    Dafür werden sie uns von den Grünen als ökologisch «verkauft»
    Pro Weg Flussauf, als auch Flussab, sterben dafür 25% aller wandernden Fischarten, wie hauptsächlich die Aale, aber auch die Forellen.

  2. Auch in Österreich wird das Restwasser sehr flexibel «gehandhabt», vorgeschriebene Mindestmengen unterschritten und die Wasserrahmenrichtlinie ignoriert…

  3. Keller Stefan Sen. am

    Dieser Film zeigt ein völlig falsches Bild der Muotakraftwerke
    Stellungnahme Stefan Keller, KSFV

    Mit den Fingern auf den Falschen gezeigt – Stellungnahme zum Video «Hilfe ein Fluss verdurstet»

    Grundsätzlich ist die Restwassersituation noch in vielen von der Wasserkraft genutzten Flüssen und Bächen unbefriedigend und es ist gut, immer wieder darauf hinzuweisen. Aus meiner Sicht wurde allerdings in diesem Fall der Falsche an den Pranger gestellt.

    Aus fachlicher Sicht weise ich darauf hin, dass aufgrund der hohen Versickerung die Muota in diesem Abschnitt auch natürlicherweise im Winter regelmässig trockenfällt. Hinzu kommt, dass selbst bei einer ausreichenden Wasserzufuhr die sehr eintönige Morphologie nur eine sehr beschränkte Fischpopulation zulassen würde. Fehlen doch Laich, und Jungfischhabitate und von Unterständen brauchen wir gar nicht erst zu sprechen. Mit anderen Worten: für diesen Abschnitt braucht es im besten Fall: mehr Wasser als natürlich (z.T. durch lokale Abdichtungen von Karstlöchern) und morphologische Aufwertungen … und an beiden Punkten wird seit Längerem intensiv gearbeitet.
    Bereits seit 2011, also 19 Jahre vor Ablauf der Konzession, hat die EBS damit begonnen, sehr umfangreiche Studien zur Ökologie durchführen zu lassen. In einem sehr transparenten Begleitprozess wurde und wird mit den Vertretern von kantonalen Ämtern (SZ, UR), dem Bundesamt für Umwelt, den Fischern (KSFV und ISFV) und den Umweltverbänden seit mehreren Jahren nach Lösungen gesucht. Diesen Frühling konnte eine Einigung der Kraftwerke mit den kantonalen Ämtern und mit uns Fischern erzielt werden. Die Konzessionsunterlagen (4500 Seiten !!) wurden im Frühjahr zur Vorprüfung eingereicht. Zudem werden aktuell die Studien zur Sanierung Schwall/Sunk, Fischgängigkeit und Geschiebe fertiggestellt. Die Restwassersanierung auf Urner Boden wird seit 2012 umgesetzt. Obwohl bis heute keine Verfügung für den Schwyzer Teil vorliegt, setzt die EBS entsprechende Massnahmen seit 2012 um. Man muss wissen, dass bei der Restwassersanierung in bestehende Rechte eingegriffen wird und daher das Ausmass der Massnahmen wirtschaftlich tragbar sein muss. Deshalb hat man entschieden, den Fokus auf die untere Muota zu legen – diese beherbergt Seeforellen und Äschen. Das Motto lautet hier: «Lieber an einem Ort etwas richtig machen als überall ein bisschen».

    Zurück zum im Video gezeigten Abschnitt: Im Rahmen der Neukonzessionierung ist eine Teilabdichtung der grössten Sickerstellen vorgesehen. Künftig werden hier 500 bis 2300 l/s Restwasser fliessen. Im oberen Teil wird man mit sogenannten Instream-Massnahmen dafür sorgen, dass für alle Lebensstadien der Bachforelle ausreichend Lebensraum zur Verfügung stehen wird. Und im unteren Bereich plant man sogar eine grossflächige Flussaufweitung. Zudem wird der Geschiebehaushalt an der oberliegenden Fassungen so saniert, dass künftig auch wieder ausreichend Laichsubstrat vorhanden sein wird. Auch der Fischauf- und -abstieg werden saniert werden.

    Die EBS hat bereits Bereitschaft signalisiert, bauliche Massnahmen hinsichtlich Sanierung Schwall/Sunk, Fischgängigkeit und Geschiebe sowie morphologische Aufwertungen auch vor 2030 umzusetzen. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Video den bisher errungenen Verhandlungserfolg nicht negativ beeinflusst. Deshalb mein Ratschlag: Immer vorher mit den Lokalen Kontakt aufnehmen – wir kennen nicht nur unsere Bäche und Fische am besten!

    Zum Schluss noch ein Tip: Im Kanton Schwyz ist Leinenpflicht, also solltet Ihr Euch auch daran halten.

    Petri Heil und Petri Dank für die Kenntnisnahme

    Stefan Keller

    Präsident KSFV

    • admin-alpenfischer am

      Hallo Herr Keller

      Merci für Ihren Kommentar. Zuerst zu dem Punkt, bei dem wir uns absolut einig sind: Dass mein Hund nicht angeleint war, ist sehr ärgerlich und falsch. Ich könnte mich in den Arsch beissen.
      Nun zu dem Thema, bei dem ich Ihre Meinung nicht teile: Den Vorwurf, dass wir mit dem Finger auf das betreffende Unternehmen zeigen, finde ich nicht gerechtfertigt. Wir erwähnen das Unternehmen nicht und nehmen es in der Quintessenz sogar «in Schutz» – im Video wie auch im Videobeschrieb. In dem Beitrag geht es weder um die Muota noch um das Wasserkraft betreibende Unternehmen. Viel mehr wollen wir darauf hinweisen, dass wir 2017 noch nicht annähernd dort stehen, wo wir 1992 für 2012 geplant hatten zu sein. Es ist eine Ermahnung an uns alle.
      Ich empfinde es als wichtig, dass der Begriff «sauberer Strom» auch wirklich sauber ist. Strom, der durch Entnahmestellen wie die gezeigte gewonnen wird, ist in meinen Augen nicht sauber. Unser Bericht zeigt ein beschämendes Gesicht der Wasserkraft 2017. Und an diesem können, gemessen an unserem Anspruch, weder Versickerungen im Karst noch Äschen und Seeforellen im Unterlauf etwas beschönigen.

      Für die aufschlussreichen Informationen zu den Entwicklungen an der Muota möchte ich mich noch extra bedanken.

      Beste Grüsse
      Nino von Burg

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