DER BACHSAIBLING

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Rot, Blau, Grün oder Gelb – es gibt keine Farbe im Spektrum, die man nicht auf dem Schuppenkleid oder den Flossen eines Bachsaiblings widerfindet.

Text und Fotos: Nino von Burg

Seesaibling, 35 cm, gefangen am 18. Juli an einem Tiroler Bergsee von Jakob Ortlieb. Messerscharf zeichnet das Bild den stolzen Fänger und den wunderschönen Saibling. Der Post wird auf Facebook reichlich gelobt und geliked. Nur Manfred hat etwas auszusetzten: «Bist du blind, das ist ein Bachsaibling! Keine Fischerprüfung gemacht???»

Einfach nur schön – der Bachsaibling.

Kleine und grosse Unterschiede

Bachsaibling und Seesaibling sind sehr nahe miteinander verwandt. Sie gehören beide zur Gattung Salvelinus. Durch die nahe Verwandtschaft lassen sie sich auch kreuzen, was zum in der Gastronomie hoch geschätzten Elsässer führt. Während es sich jedoch beim Seesaibling um einen einheimischen Fisch der tiefen Voralpen- und Alpenseen handelt, ist der Bachsaibling ein amerikanischer Zuwanderer. Beide Saiblingarten mögen kaltes sauerstoffreiches Wasser, weshalb sie gleichermassen gut für die Bergseebewirtschaftung geeignet sind. Und genau dort finden auch die eingangs erwähnten Verwechslungen statt. Obwohl es Unterscheidungsmerkmale gibt (siehe Faktenbox), ist eine Bestimmung nicht immer ganz einfach. Zum einen sind da die Hybriden und verschiedenen Zuchtstämme, die für Verwirrung sorgen, anderseits existiert auch innerartlich und im Jahreszyklus eine beachtliche «Erscheinungsvielfalt».

Saiblingrevier

Richtige Bachsaiblinge!

Bachsaiblinge können nicht nur sehr verschieden aussehen, sie können einem als Angler auch an vielen Orten begegnen. Von der Fischteichanlage, über den «sehr gut besetzten Salmonidenbach» bis zum Bergsee ist alles möglich. Wer allerdings auf echte und wilde Bachsaiblinge angeln will, wird solche Gewässer eher meiden. Der Alpenfischer mit Saiblingsabsichten geht hoch hinaus. Sich selbst erhaltende, wilde Populationen findet man in vielen Oberläufen von Gebirgsbächen. Wie gut es dem amerikanischen Einwanderer bei uns gefällt, wird deutlich, wenn man bedenkt, dass er sich gegen die mit Besatz unterstützte Bachforelle behaupten kann. Dies gilt allerdings mit Einschränkung. Wirklich halten konnten sich die einst eingesetzten Populationen oft nur in eher sauren Gebieten. In Oberläufen, die über saure moorähnliche Hochebenen fliessen, können die Bachsaiblinge mit der Bachforelle konkurrieren.

Grosser, wilder Bachsailing

Bachsaiblinge fangen

Die Gebirgsbachfischerei auf Bachsaiblinge ist natürlich ähnlich unkompliziert wie jene auf Bachforellen. Wenn die äusseren Bedingungen einigermassen stimmen, fressen die Saiblinge, was auf den Tisch bzw. an den Haken kommt. Ich habe zwar selber nur wenig Erfahrung damit, kenne aber viele, die den wilden Bachsaiblingen erfolgreich mit Wurm und Made nachstellen. Auch kleinere Spinnköder sind bestimmt keine schlechte Wahl. Ein saiblingähnliches Dekor ist dann wohl die beste Wahl.

Die dicke «Forellenpuff-Variante»

Der naheliegendste Köder ist aber zweifelsohne die Fliege. Insekten machen nämlich den grössten Teil der Bachsaiblingsnahrung aus. So künstlerisch kreativ auch ihr Schuppenkleid gestaltet ist, wenn es um Fliegen geht, sind die Bachsaiblinge fast schon «einfallslos». Sie wollen einfach immer Schwarz. Im Prinzip brauchst du also nur vier Fliegen für die Bachsaiblingsfischerei: Parachute-Trockenfliege in Schwarz, unbeschwerte Nymphe in Schwarz, beschwerte Nymphe in Schwarz und Wooly Bugger in Schwarz.

Natürlich wachsen die Bachsaiblinge in den Bergbachoberläufen nicht zu Riesen heran. Ein 30 cm Bachsaibling ist ein sehr guter Fisch. Alles über 35 cm ist in den beschriebenen, sauren Bächen ausserordentlich. Weil die Fische relativ langsam wachsen, ist etwas Zurückhaltung bei der Entnahme nicht abwegig.

Bergbach-Duo

FAKTENBOX

Der Bachsaibling (Salvelinus fontinalis) gehört zu den Salmoniden und wurde im 19. Jahrhundert aus Nordamerika, wo er Brook Trout genannt wird, eingeführt. Wegen seines attraktiven Äusseren und des geschätzten Fleisches wird er intensiv gezüchtet und auch als Angelfisch besetzt.

Unterschied Bach- und Seesaibling

Für mich hat sich eigentlich nur ein Merkmal als wirklich zuverlässig erwiesen: Beim Bachsaibling verläuft neben dem weissen Saum an Bauch-, Brust und Afterflosse ein schmales schwarzes Band. Dies hat der Seesaibling nicht. Andere Merkmale wie Maulspalte und Marmorierung erscheinen mir etwas problematischer.

 

 

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