Mitglieder vom Fischereiverein Werdenberg haben den Werdenberger Binnenkanal auf einer länge von 800 Metern abgefischt. Helfer sorgten dafür, dass die Fische und Kleinlebewesen unversehrt im neuen Bachlauf eingesetzt werden konnten. Foto: pd.
Auf einer Länge von rund 800 Metern wurde der Werdenberger Binnenkanal bei minus acht Grad abgefischt. Die Fische und Kleinlebewesen wurden vom alten Kanal in den neuen, renaturierten Bachlauf gezügelt. Dank den rund 60 freiwilligen Helfern verlief die Zügelaktion optimal.
Buchs. – Der Werdenberger Binnenkanal wird in drei Etappen auf einer Länge von gut zwei Kilometern renaturiert und so für Tiere, Pflanzen und den Menschen aufgewertet. In den letzten Monaten wurde parallel zum bestehenden Kanal das neue, bis zu 60 Meter breite Flussbett geschaffen und gestaltet. Seit dem 21. Dezember fliesst nun rund die Hälfte des Wassers durch den neuen Lauf. Das restliche Wasser floss bis am Samstag noch durch den alten Kanal. Dies, damit sich ein Teil der Fische und Kleinlebewesen selbständig in den neuen Lebensraum verschieben konnte. Am Samstag wurde nun der Zufluss zum alten Kanal definitv verschlossen. Der über 100-jährige Lauf des Binnenkanals wird nun mit Aushubmaterial der beiden folgenden Bauetappen am Werdenberger Binnenkanal aufgefüllt und danach landwirtschaftlich genutzt. Bevor der Wasserfluss gestoppt wurde, sammelten etwa 60 freiwillige Helfer die noch im alten Lauf zurückgebliebenen Kleintiere und Fische ein, und siedelte diese in das neue Bachbett um. „Das Abfischen war erfolgreich. Wir haben gut 550 noch im alten Bachlauf verbliebene Fische, Frösche und Kleinlebewesen umgesiedelt“, sagt Christian Schwendener, Beauftragter Gewässerschutz Fischereiverein Werdenberg.
Neuer Lebensraum angenommen
Erschwerend an der Zügelaktion war für die Helfer die klirrende Kälte. Bei minus acht Grad war beim Umgang mit den Fischen besondere Vorsicht geboten: „Die eingesammelten Fische mussten rasch in die mit Wasser befüllten Eimer gelegt werden, damit sie keine Erfrierungen davontragen“, erklärt Christian Schwendener. Nur dank der zügigen Hand-in-Hand-Arbeit der Helfer war es möglich die Fische unversehrt im neuen Lauf wieder einzusetzen. Dabei hat Christian Schwendener eine Episode besonders gefallen: „Eine Äsche hat schon nach wenigen Sekunden ihr Lieblingsplätzchen gefunden und stellte sich in einem Wasserloch gegen die Strömung. Genau dieses Loch habe ich noch letzte Woche ausheben lassen, damit der Bachlauf eine möglichst abwechslungsreiche und naturnahe Struktur erhält.“
Ökosystem bildet sich
Der neue Bachlauf des Werdenberger Binnenkanals wird künftig nicht nur mehr Spaziergänger anziehen und einer breiten Tier- und Pflanzenvielfalt einen Lebensraum bieten, sondern auch die Fischer erfreuen. „Wir gehen davon aus, dass sich der Fischbestand in diesem Abschnitt positiv entwickeln wird und insbesondere auch die Bachforelle zurückkommt“, sagt Christian Schwendener. Für die Fischerei bleibt der renaturierte Bereich für die nächsten drei Jahre allerdings noch gesperrt: „Zuerst muss sich das Ökosystem bilden und erholen.“ Um dies zu unterstützen wird der neue Bachlauf zusätzlich „geimpft“. Das bedeutet, dass ein Teil des Kieses mit Larven und Algen ebenfalls vom alten in den neuen Bachlauf gezügelt wird.
Erfreuliche BilanzDie rund 60 Helfer haben in der gut achtstündigen Zügelaktion 25 Äschen, eine Bachforelle, 83 Regenbogenforellen, 42 Alet, 394 Groppen, ein Gründling und vier Nasen umgesiedelt. Der Bestand der vier Nasen ist besonders erfreulich, da diese Fischart auf der roten Liste steht und vom Aussterben bedroht ist. |