Ehre wem Ehre gebührt: Die Forelle ist der beliebteste Fisch der Schweiz – und einer der häufigsten. Doch er ist gefährdet, weil Lebensgrundlagen nicht mehr stimmen. Darum hat ihn der Schweizerische Fischerei-Verband SFV zum Fisch des Jahres 2020 erkoren.
Medienmitteilung SFV 2. Jan 2020
Wer in der Schweiz an einen Fisch denkt, hat vor seinem inneren Auge genau das, was die Forelle ausmacht: stromlinienförmiger Körper, kräftige Flossen, grosses Maul, farbenfrohe Haut mit Punkten. Die Forelle schwimmt in reissenden Bächen im Gebirge, in Voralpenflüssen oder in Mittellandseen. Kurz: Dir Forelle ist so vielfältig wie die Schweiz!
Fünf Hauptarten, viele lokale Formen
Die landläufige Unterscheidung «Seeforelle» und «Bachforelle» war gestern. Die neue Fischsystematik nennt aufgrund genetischer Analysen fünf Hauptarten: Atlantische Forelle (Einzugsgebiet Rhein/Obere Rhone/Genfersee), Donauforelle (Einzugsgebiet Inn/Bündnerland), Doubs- oder Zebraforelle (Einzugsgebiet Doubs und Rhone ), Marmorataforelle und Trota Fario (Einzugsgebeit Etsch und Po/Tessin). Alle Hauptarten haben viele lokale Formen.
Fischerei ohne Forelle: undenkbar!
Forellen sind Lachsfische (Salmoniden), deren erste Vertreter bereits zu Zeiten der Dinosaurier in Europas Flüssen geschwommen sind. Bis ins 20. Jahrhundert gab es in vielen Regionen der Schweiz Forellenfischer, die mit der Rute einen Teil ihres Lebensunterhalts verdient haben. Die Tradition prägte die Freizeitfischerei, die sich lange auf die Forelle konzentriert hat, auch weil sie kulinarisch sehr wichtig war und ist. Aber die Fangerträge sind von 1,2 Millionen Fischen in den 70er Jahren auf heute knapp 300’000 Fische zurückgegangen.
Sieben Todsünden
«Es muss uns zu denken geben, dass ausgerechnet dieser starke, anpassungsfähige und beliebte Fisch vom Aussterben bedroht ist», sagt Roberto Zanetti, Zentralpräsident des Schweizerischen Fischerei-Verbandes SFV. Mit der Wahl zum Fisch des Jahres weist der SFV auf sieben Todsünden hin, die diesem Fisch arg zusetzen. «Dort wo die Forelle bedroht ist, sind wir als SFV aktiv und da stehen auch Politik und Gesellschaft in der Verantwortung.» Diese sieben Todsünden machen dem beliebtesten Schweizer Fisch das Leben schwer:
Lebensraumverlust: Ein Viertel aller Bäche und Flüsse sind kanalisiert, gestaut, verbaut.
Wassernutzung: Wasserentnahmen, Wasserkraftwerke, Schwall/Sunk, Restwasser.
Gewässerverschmutzung: Unfälle von Gülle und Baustellen, Pestizide, Siedlungsentwässerung, Mikroverunreinigungen.
Klimawandel: Zu warmes Wasser, ausgetrocknete Gewässer und häufigere Hochwasser.
Krankheiten: Pilzen, Bakterien und – wärmebedingt – zunehmend Krankheiten wie PKD.
Fischfressende Vögel: Kormoran, Gänsesäger, Graureiher wurden zu einseitig geschützt.
Falsche Bewirtschaftung: künstlicher Besatz mit atlantischen Forellen in den letzten Jahren hat ursprüngliche Forellenarten und lokale Formen verdrängt.
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Video von Mathias Meyer