Anfangs der 80’er Jahre im Oktober am Rhein bei Bad Zurzach. Der Wasserstand war noch relativ hoch und die für die Äschenfischerei üblicherweise angepeilten Kiesbänke dadurch noch nicht erreichbar.
Dies hinderte aber an diesem schönen Herbsttag nicht wenige Vereinsmitglieder trotzdem ans Wasser zu gehen. So konnte der von der Fischerei faszinierte Grünschnabel genau aussuchen, wem er zuschauen wollte, um möglichst viele Geheimnisse der Äschenfischerei in Erfahrung zu bringen. Besonders gerne schaute er der einzigen aktiven Frau im Angelverein zu.
Anglerin mit viel Gefühl
Denn sie hatte ein ganz feines Händchen, was die Spürangelei betraf. Mit einer kurzen Hohlglasrute, die Hypster-Streetfischer würden damit nicht mal im Dorfbrunnen auf Karauschen angeln, warf sie ihr Paternoster-System von der Böschung runter weit raus in die Fluten. Der an einem Seitenarm aufgezogene Mistwurm war kaum im Wasser, da zappelte schon der erste Fisch daran. Als sich die roten Tupfen zeigten, wurde kurz an der Rute geschüttelt (Forellen hatten Schonzeit) und die stattliche Fario zog von dannen. Neuer Mistwurm, 2. Wurf – genau das gleiche Bild. Nur war die Forelle noch etwas grösser. Was beim 3. Wurf passierte, könnt ihr sicherlich schon erahnen. Auch diese Forelle war ohne einen Kescher oder das Land zu sehen blitzschnell abgehakt. Fasziniert und mit offenem Mund schaute der Beobachter dem Tirolerhölzel beim 4. Wurf zu. Einige Sekunden im Wasser, und schon quittierte die Anglerin das feinste Zupfen mit erneutem Anhieb. Eine prächtige Äsche mit gut 45 cm Länge konnte kurz darauf gelandet werden. Die Dame war mit diesem Erfolg zufrieden und gab diese Stelle für andere Angler frei.
Unglaubliche Zeiten
Diese Bilder hat der Angler auch heute noch vor Augen, wenn er am Rhein fischen geht. Es waren auch die Fliessstrecken, wo am Abend im Sommer die Fische im Sekundentakt nach Fliegen haschten und aus dem Wasser sprangen. Dabei machten sie Geräusche als werfe man Futter in einen Forellenteich. Nein, es sind nicht die guten alten Zeiten. So lange her ist es eben nicht. Es sind keine Generationen dazwischen, höchstens eine Halbe. Trotzdem scheint heutzutage alles kaputt. War es Ende der 80’er Jahre der Kormoran, der die ersten grösseren Schäden verursachte, muss der fast vollständige Rückgang der Salmoniden weitere Gründe haben.
Die Feinde der Angler
Ja, der schwarze Vogel ist als Feindbild etwas in den Hintergrund gerückt, deshalb muss ein neuer Sündenbock her. Der Klimawandel ist zu komplex und den Chinesen kann von hier nicht in die Suppe gespuckt werden. Aber wir Angler müssen was tun. Den angestauten Ärger loswerden und in positive Energie wandeln. Da waren doch noch die Pestizide, welche eine verminderte Fortpflanzungsfähigkeit der Fische verursachten. Ebenso der damit verbundene Rückgang der Insekten und so einen Futtermangel bei den Jungfischen auslösten. Und woher kommt der Grossteil der Gifte? Genau, aus der Landwirtschaft. Auch wenn unsere Bauern fast 6 x mehr Subventionen wie in Deutschland, unfassbare 25 x mehr als die Schotten pro Hektar erhalten, wird munter weiter optimiert und der Ertrag Mittels Pestiziden und Antibiotika gesteigert. Wozu? Um den folgenden Generationen vergiftetes Grundwasser und Ackerland zu überlassen? Ja, die jahrelange Ignoranz der nicht Bio-Bauern wird sich rächen. Auch ganz oben in Bern ist das Thema trotz dem Greta-Effekt für keinen parlamentarischen Gegenvorschlag würdig.
Schicksalsjahr 2020 – aber nicht für die Fische
Ja, da kann man nur sagen: selber schuld. Wir Fischerinnen und Fischer nehmen diese Zielscheibe mit den «schwarzen Bauern» gerne an und werden im 2020 die Eidgenössische Volksinitiative «Für sauberes Trinkwasser und gesunde Nahrung» sowie die «Initiative für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide» von Future 3.0 an der Urne voll unterstützen. Die Bauern sprechen vom Schicksalsjahr, wir von der Zukunft unseres Wassers und der Gewässer.
Kormoran flieg – unser Visier ist im 2020 auf andere gerichtet…
Der QuerdenkerEr nennt die Dinge beim Wort, betrachtet uns Fischer aus der Ferne, neigt zur Provokation und pointiert. Sind wir wirklich so, haben wir uns in unserem Tun verrannt? |