Zugegeben, es gibt schönere Gewässer, als den Werdenberger Binnenkanal. Doch gibt es auch solche mit einem vergleichbar guten Fischbestand? Da sieht die Sache schon ganz anders aus. Wir haben für euch das Gewässer besucht, und sind einer Meinung – tolle Fischerei, es hat sich auf jeden Fall gelohnt!
Es ist genau fünf Jahre her, als wir zum ersten Mal am Werdenberger Binnenkanal gefischt hatten; Wir, das sind mein Kumpel Steffen und ich. Es war auch im September, als wir uns entschlossen eine Tageskarte zu kaufen und erste Erfahrungen zu machen. Oft hatten wir auf dem Weg an den grossen Bruder des Kanals, den Alpenrhein, einen Stopp eingelegt um einen Blick in das monotone Gewässer zu werfen. Immer wieder waren wir erstaunt, welch schöne Äschen oder Forellen man von der Brücke aus beobachten konnte. Es war uns bewusst, dass es wohl keine einfache Fischerei sein würde bei dem klaren Wasser und den steilen Uferböschungen. Jede Silhouette, die sich den Fischen zeigt, würde zu deren Flucht führen. Unser erster Versuch war dann aber durchaus positiv, ich kann mich an einige gute Äschen erinnern, die wir überlisten konnten, dazu auch zahlreiche wilde Regenbogenforellen. Diese sind das Produkt reiner Naturverlaichung einzelner Bodensee-Steelheads.
2. Versuch
Bereits bei Tagesanbruch haben wir die Fischerkarten abgeholt, nun steht uns nichts mehr im Weg, ausser dem Anlegen der Ausrüstung. Wir fischen mir unseren feinen Flussruten und einem Nymphen-Duo. Aufgrund der geringen Wassertiefe benutzen wir kleine 2-Gramm Posen mit 0,20er-Fluorocaron-Vorfächern. Ein 1,5 Gramm-Bleischrot direkt unter der Pose und ein weiteres mit 0,2 Gramm zwischen den beiden Nymphen eignen sich ideal um die Montage verführerisch auf Tiefe zu bringen.
Lange Zeit tut sich nichts an meiner Angel, trotz frühmorgendlicher Stimmung und unberührtem Wasser will kein Fisch meine Nymphen. Bei Steffen sieht das anders aus, er hatte bereits Fischkontakte und landete eine kleine Äsche.
Immer wieder sehe ich Äschen dicht am Ufer stehen, doch sie sind scheu und blasen bei geringster Störung zur Flucht. Dann oberhalb einer Brücke steht wieder eine starke Äsche, ich fische sie auf Sicht an, doch sie reagiert nicht. Auch nach mehreren Driften meiner Montage – keine Reaktion. Bereits denke ich ans weitergehen, als meine Pose verdächtig zuckend stehenbleibt. Anschlag – kurz darauf wälzt sich die Äsche an der Oberfläche. Endlich, der erste Biss und gleich so ein Kaliber. Im Kescher hat sich der widerhakenlose Haken bereits aus dem Äschenmaul gelöst – die männliche Äsche misst satte 44 Zentimeter.
Dann häufen sich die Bisse, mitunter beissen auch die kleinen wilden Regenbogenforellen regelmässig auf die pinkfarbene Nymphe. Am gegenüberliegenden Ufer drillt Steffen plötzlich einen starken Fisch, es ist auch eine Regenbogenforelle, aber diese hat etwa zwei Pfund und zwingt meinen Kollegen zum Mitlaufen. Kurz darauf liegt der prächtige Fisch ebenfalls im Kescher.
Während des ganzen Vormittags sehen wir keinen anderen Fischer am Fluss. Trotz idealer Witterungsverhältnisse und gutem Wasserstand hatte niemand dieselbe Idee wie wir. Dabei wäre am zwölf Kilometer langen Kanal genügend Platz für mehrere Fischer.
Für Äschen perfekt
Vergleicht man die Fläche, auf der ausgewachsene Äschen und auch Forellen in einem „natürlichen Fluss“ vorkommen, so beschränkt sich dies auf die tiefen Gumpen oder die langen Rinnen in der Flusssohle, in den flachen und schnellen Abschnitten, sind deutlich weniger Fische anzutreffen. Am Werdenberger Binnenkanal aber, sind die Strömungsverhältnisse fast überall geeignet, um unseren Lieblingen ein Zuhause zu bieten. Natürlich gibt es auch im Kanal Hotspots, sobald sich ein wenig Struktur an der Flusssohle oder durch die Fliessgeschwindigkeit abzeichnet, häufen sich die Fische. Unterstände sind zwar nicht so viele vorhanden, aber diejenigen am teilweise unterspülten Ufer oder unter den grossen Krautfahnen am Grund, reichen den Fischen offenbar aus. Sie sind sich diese Verhältnisse wohl gewohnt.
Unauffällige MontageDas Wasser ist nicht tief im Kanal, deshalb sollt emit einem feinen unauffälligen Zapfen gefischt werden. Solche, die von unten schwarz sind oder sogar transparente Zapfen, mit 1 bis 3 Gramm Traggewicht sind ideal.
Die Köder könnten natürlich individuell gewählt werden. Wir haben jedenfalls gute Erfahrungen mit pinkfarbenen und okerfarbenen Nymphen gemacht. |
Das Wasser ist nicht sehr tief und so liegt die mittlere Tiefe bei einem normalen Wasserstand bei etwa 70 Zentimeter. Selten wird ein Meter erreicht. Das ist wohl auch ein Grund, warum hier der gefürchtete Kormoran gar nicht erst zum Tauchen kommt, es ist einfach zu flach. Am nahen Bodensee gibt es allerdings grosse Kolonien der schwarzen Vögel, doch diese scheinen hier, trotz der offenen Verhältnisse kein Problem darzustellen. Anders kann man sich diesen üppigen Fischbestand nicht erklären.
„Steigende“ Chancen
Nachdem wir uns in einem Landgasthof eine feine St. Galler Bratwurst einverleibt hatten – und die hatten wir dringend nötig – wählten wir einen anderen Flussabschnitt in der Nähe der oberen Reviergrenze. Die Idee dahinter: Der Fluss war hier eher schmaler und dementsprechend auch ein wenig tiefer. Da sich die Sonne jetzt ausserdem eher öfter zeigte, vermuteten wir darin einen Vorteil. Einen Versuch war es jedenfalls wert.
Die erste halbe Stunde tat sich nicht viel, das Wasser floss hier auch etwas schneller als am Abschnitt weiter unten. Einen einzigen Biss konnte ich verzeichnen, es war eine kleine Äsche. Ob der Fischbestand hier wohl weniger gut war? Wiederum konnte ich unmittelbar vor meinen Füssen eine kapitale Äsche beobachten, sie schien keine Nahrung aufzunehmen, keine Bewegung war auszumachen. Dementsprechend interessierten sie meine Nymphen auch nicht.
Dann zeigten sich einige Ringe an der Oberfläche, offenbar gab es einen kleinen Schlupf von Insekten. In kurzer Zeit nahm dann das Steigen zu und plötzlich schien es überall Fische zu geben. Der Eindruck hatte also getäuscht, hier war ein sehr dichter Fischbestand vorhanden.
Schnell holten wir unsere Fliegenruten aus dem Auto und begaben uns wieder an die selben Stellen. Die grosse Äsche stand immer noch da – ich montierte verschiedene Nymphen um sie zu reizen. Es dauerte eine Viertelstunde, bis der Bissanzeiger stehen blieb – Biss! Das Drillvergnügen dauerte aber leider nur wenige Sekunden, doch ich konnte den mächtigen Fisch kurz an der Oberfläche sehen, ich schätzte ihn auf 48 Zentimeter.
Nun waren aber die rundum steigenden Fische in meinen Fokus gerückt. Schnell montierte ich auf Trockenfliege um. Es waren auf den ersten Blick keine Insekten auszumachen, doch bei genauem hinsehen entdeckten wir kleine schwarze Fliegen, aus unserer Sicht würden sie am besten mit einer Jassid imitiert. Und wir hatten Recht, ohne zu zögern wurde die Fliege von der Oberfläche gepflückt, es war ein seltenes Schauspiel, das man nicht oft erlebt. Überall steigende Fische, Äschen, Regenbogen- und Bachforellen – es war unglaublich. So verging die Zeit im Flug und wir konnten in kurzer Zeit mehrere gute Fische an den Haken bringen – sie wieder schonend freizulassen ist für uns selbstverständlich.
Bodensee-Steelhead
Der Werdenberger Binnenkanal ist neben der überaus attraktiven Äschenfischerei auch interessant für Forellenfischer. Denn im Spätherbst bis in den Frühling steigen einzelne Bodensee-Regenbogenforellen, auch Bodensee-Steelhead genannt, zum Laichen auf. Ab dem 1. Februar können die Vereinsmitglieder, ab 15. Mai auch Tageskartenfischer, auf die teilweise mächtigen Forellen fischen.
Faktenbox
Fischereikarten Das Gewässer wird vom Fischereiverein Werdenberg betreut. Auf der Webseite www.fv-werdenberg.ch sind weitere aktuelle Informationen erhältlich. Regula Jost Schwendi’s Angelhock Sport Sprecher AG
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