AALE AUF KOKAIN

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Saragassosee, Aale auf Drogen, Kokain, Alpenfischer, Kläranalgen

Zeichnung: Tanja Binder

Die Forschung warnt ob die Kokain-Aale die lange Reise zu den Laichgründen überhaupt noch schaffen.

Text: Andi Binder

Die Wissenschaftler der «Universität Neapel Federico II» führten ein Experiment durch, bei dem die Aale für 50 Tage in Wasser gehältert wurden, welches mit einer in der Themse oder Amo Fluss vergleichbaren Konzentration von Kokain versehen wurde. Die Ergebnisse des Versuchs wurden in der Zeitschrift «Science of the Total Environment» veröffentlicht. Im Laufe der Untersuchung sammelte sich die Droge im Gehirn, Muskeln, Kiemen, Haut und anderen Geweben der Tiere an und machte sie dadurch «hyperaktiv». Zusätzlich erlitt der Skelettmuskel der Aale schwere Verletzungen, die auch zehn Tage nach Hälterung im Kokain freien Wasser nicht verheilten.

Die Biologin und führende Autorin der Studie, Anna Capaldo, warnte zudem gegenüber National Geographic davor, dass die dem Kokain ausgesetzten Fische daran gehindert werden können, die Geschlechtsreife zu erreichen und sich fortzupflanzen. Besonders interessant ist, dass Kokain den Cortisolspiegel erhöht, ein Stresshormon, das den Fettkonsum auslöst. Die Schwierigkeit besteht darin, dass europäische Aale vor ihrer Wanderung in die Sargassosee Fett aufbauen müssen, um die mehrere tausend Kilometer lange Reise zu überleben. Ausserdem wurde eine höhere Cortisolkonzentrationen ermittelt, welche das korrekte Timing dieser Reise verzögern könnte.

Kokain nur Teil des Problems

Laut Capaldo sind illegale Drogen wie Kokain nur ein Teil des Problems. «Die Gewässer enthalten auch Rückstände von anderen illegalen Drogen, Schwermetallen, Antibiotika und Pestiziden. Wir kennen die möglichen Folgen solcher Kombinationen nicht. Aber eindeutig könnten sie das Überleben und / oder den Gesundheitszustand der Aale beeinflussen», sagt sie und fügt hinzu, dass andere Arten neben den Aalen ähnliche Körperveränderungen erfahren könnten, wenn sie Kokain ausgesetzt sind.

Problem auch bei uns

Auch bei uns in der Alpenregion werden die Kokain-Werte ja nicht geringer sein, wie schon Messungen in Zürich etc. gezeigt haben. Auch das Problem mit diesen Substanzen-Cocktails ist ja allgegenwärtig und ein Teil der politischen Debatte der in der Schweiz laufenden Pestizid-Initiativen. Mithilfe der Studie möchte Capaldo das Thema Drogen im Abwasser thematisieren um die Bevölkerung dafür zu sensibilisieren. Aber sie ist sich auch im Klaren, dass die Drogen dadurch kaum wegzukriegen sind. Deshalb ist die naheliegendste Lösung in der Abwasserreinigungstechnik zu suchen. Dort dreht es sich wie häufig um die leidige Frage der Kosten. Machbar sei es, das Wasser von den unterwünschten Stoffen zu reinigen – nur zu welchen Kosten…

Lösung muss mehrgleisig sein

So gilt es auf der einen Seite die Giftstoffe nicht ins Wasser zu bekommen (Pestizide etc.), aber eben auch das was ins Wasser gelangt, mit der bestmöglichen Technik zu eliminieren!

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