Nein, in diesem Beitrag geht es nicht um schwarze oder weisse Nashörner, es geht um Berge – Hörner, wie hier viele bezeichnet werden. Und genau genommen geht es um das, was zwischen diesen Bergen liegt, nämlich den Schottensee. Möglicherweise bist Du schon einmal mit dem Auto über den Flüelapass gefahren, dann hast Du den See, der gleich auf der Passhöhe (2383 m.ü.M) liegt, schon gesehen und dir wahrscheinlich gedacht: «Hier müsste man mal die Angel auswerfen»!
Text und Bilder: Pascal Bader
Nun, genau das haben wir getan. Wir, das bin ich und mein Begleiter Werner Wahrenberger, der sich am Schottensee, wie auch an zahlreichen weiteren Gewässern dieser Region, bestens auskennt.

Je nach Situation wird das passende Gerät verwendet – alles parat im Fischerauto.
Der Schottensee hat einen gemischten Fischbestand, der Hauptfisch war bisher die Bachforelle. Doch auffällig sind die immer öfters gefangenen Namaycush-Saiblinge. Es gibt, mindestens im Moment, einen deutlichen Aufwärtstrend, ein starker Jahrgang von ihnen. Dieser gründet darin, dass vor einiger Zeit wieder juvenile Namaycush-Saiblinge besetzt wurden. Daneben gibt es auch Forellen im See, die man ihrer Zeichnung nach eher als Seeforellen bezeichnen würde. Sie haben keine roten, sondern meist nur schwarze Punkte.
Kurze Saison
Wenn man im Flachland oder im Tal den Eindruck hat «So, jetzt ist der Sommer da, keine Schnee mehr weit und breit», dann muss das auf 2400 m.ü.M nicht unbedingt zutreffen. Schon mancher ist in den kurzen Hosen losgefahren um dann vor Ort festzustellen, dass er besser den Eisbohrer oder die Schneeschuhe mitgenommen hätte. Vor Mitte Juni ist also Vorsicht geboten und man sollte sich besser vorher informieren, wie es «oben» aussieht.
Meistens geht es dann aber schnell mit den letzten Schneeresten, sobald nämlich die Temperaturen in der Nacht nicht mehr unter den Gefrierpunkt fallen, öffnet sich die Eisfläche. Im September/Oktober aber kann der Winter bereits wieder zurückkehren, die Saison zum Fischen ist also nicht sehr lang.
Wer zuerst ist…
Trifft man den Zeitpunkt, wo die ersten Würfe am See möglich sind, so stehen die Chancen für eine «schnelle Forelle» ausgezeichnet. Werner ist immer im Bild über die aktuellen Verhältnisse, und so konnte er in diesem Jahr bereits einige gute Fische fangen. Doch keine Panik, auch später in der Saison fängst Du deinen Fisch, doch vielleicht brauchts ein wenig mehr «Fingerspitzengefühl» dafür. Der frühe Morgen und der Abend sind nie schlecht…

Die erste Handlung am Bergsee – Die Flasche legen um Elritzen zu fangen.
Köder Nr. 1
Trotz der Höhe sind viele Bergseen erstaunlich Nahrungsreich. Teilweise existiert ein reges Insektenleben im Wasser, welches den Fischen als Grundnahrung dient. Doch in manchen Seen, so auch im Schottensee leben tausende Elritzen. Im flachen Uferbereich wimmelt es besonders im Frühjahr von den flinken Kleinfischen. Nähert man sich, verstecken sie sich umgehend zwischen den kantigen Steinen als wären sie nie dagewesen – ganz schön schlau die Biester.

Der Köder, der am Bergsee nie falsch ist – die Elritze am Wurfsystem. Hier in vorgebleiter version.
Werner legt als erstes die «Flasche», gemeint ist die Köderfischflasche, mit der er hofft einige Elritzen fangen zu können. Denn er setzt voll und ganz auf tote Köderfische am leichten Wurfsystem. Es dauert nur zehn Minuten, da sind auch schon einige Elritzen in die Falle gegangen, frisch sind sie am besten zu montieren.
Es gibt verschiedene Köderfischsysteme für Elritzen und andere Kleinfische, doch jedes hat seine Vor- und Nachteile. Werners Favorit ist das Costa-System – Warum? – weil man ausser dem Haken äusserlich nichts erkennt. Ein feines System, das sich ausserordentlich gut werfen lässt. Der Bleikern verschwindet vollständig im Inneren des Köderfischs. Die eingegossenen Monofil-Stummel halten den Köderfisch zuverlässig auf dem System.
Konzentriert führen
Diese Fischerei ist äusserst spannend und sie erfordert viel Gefühl. Werner benutzt eine Rute mit 2,70 Meter Länge und 5 bis 20 Gramm Wurfgewicht, dazu gehört unbedingt eine feine geflochtenen Schnur (0,10 mm). Im klaren Wasser des Bergsee sollen alle Komponenten wie Wirbel, Karabiner und Köderfischsystem möglichst klein und unauffällig sein.

Sie hat gut Lachen… nach kurzer Zeit sind bereits zwei «Kanacken» im Trockenen.
Nach dem Wurf, der nicht unbedingt sehr weit sein muss, lässt Du den Köder solange absinken wie nötig. Schliesse dabei die Rolle und nimm Fühlung mit dem Köder auf. Nicht selten kommt nämlich der Biss bereits in der ersten Absinkphase. Dann beginnst Du mit leichten Zupfern den Köder einzuholen, achte dabei auch auf die Topografie des Gewässergrundes. Führe den Köder nah am Grund, spürst Du ein leichtes Zupfen, dann führe den Köder weiter. Spürst Du einen konstanten Widerstand, dann senke die Rutenspitze für eine Sekunde oder zwei und nimm wieder Kontakt auf. Ist der Widerstand immer noch da, schlag moderat an. Grosse Fische lassen jedoch nichts anbrennen und gehen voll auf den Köder, dann ist ein sofortiger Anschlag nötig. Halte die Rute im Drill flach, damit der Fisch sich nicht beginnt an der Oberfläche zu wälzen, denn der widerhakenlose Angel löst sich schnell aus dem Maul des Fischs. Erst wenn der Fisch im flachen Uferbereich ankommt, kannst Du die Rute höher halten, damit die Schnur nicht an den scharfkantigen Steinen Schaden nimmt.
Wo fischen?
Natürlich kannst Du dich irgendwo am See hinstellen, und Du wirst auch überall Fische fangen können. Doch wenn Du gezielt und mit einem Plan ans Wasser gehst, dann könntest Du eventuell mehr Erfolg haben. Werner sagt zu Recht: «Am Morgen und am Abend solltest Du eher im Flachen, tagsüber eher an den steiler abfallenden Stellen.» Warum? – Weil die Fische in der Dämmerung regelmässig das flache Ufer aufsuchen um sich eine Elritze zu ergattern. Tagsüber verziehen sich die Räuber dann in tiefe Wasser oder weiter auf Distanz zum Ufer. Doch es gilt: Keine Regel ohne Ausnahme! Wenn nichts geht, dann kannst Du auch gegensätzlich handeln oder einfach einmal rund um den See gehen, so triffst Du bestimmt auf einen hungrigen Fisch.

Trotz der Höhe erreichen die Fische ansehliche Grössen – diese hier hat 43 Zentimeter.
An diesem Abend fängt Werner auch seine Fische, doch es sind ausnahmslos untermassige «Kanadier», die er rasch und schonend wieder zurücksetzt. Andere Fischer hatten mehr Glück und konnten zwei gute Fische fangen und entnehmen. Trotz der Höhe werden hier regelmässig Fische bis 50 Zentimeter Länge gefangen. Werner berichtet sogar von einer ü-60er Namaycush, die erst vor kurzem vor seinen Füssen eine kleinere attackiert hatte, welche er gerade drillte.
Der Flüelapass bildet die Wasserscheide zwischen Rhein- und Donau-Einzugsgebiet. Unser Schottensee entwässert in Richtung Davos, also ins Rhein-Einzugsgebiet.

Es lohnt sich bis in den Abend hinein zu fischen. Oft kommen die Fische dann in Ufernähe.
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