WINTERBARSCHE

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RA-Finesse, Egli, Barsche, Alpenfischer, Winteregli, Winterbarsche, Petri HeilVor bereits mehr als 15 Jahren kamen die ersten Finesse-Techniken in der Schweiz auf. Obwohl diese Techniken erfolgreich sind, konnten sie sich nicht verbreiten. Erst mit den Verschärfungen der Fischereigesetze und dem Verbot des lebenden Köderfisches an vielen Gewässern konnte sich die zweite Welle der Kunstköderfischerei  in der Schweiz durchsetzen.

Text und Fotos: Marius Mazenauer

In den Wintermonaten ziehen die Barsche mit dem Einzug der ersten Herbststürme in die tieferen Bereiche der Voralpenseen. Die flachen Bereiche, die schnell auskühlen werden dann zunehmend entvölkert. Markante Halden, Tiefenplateaus oder kleine Steinpackungen werden nun rege von den „Gestreiften“ bewohnt.

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In etwas mehr als zehn Meter Tiefe sind die Signale auf dem Bildschirm deutlich.
Da sind ein paar gute Barsche am Grund.

Um an die Winterbarsche heranzukommen, muss man meist nicht sehr tief angeln. Oftmals trifft man die Fische bereits ab zehn Meter Wassertiefe wieder an, da sich Wasser anders als andere Stoffe unter 4 Grad wieder ausdehnt und so wieder an die Wasseroberfläche aufsteigt, wandern auch die Futterfische in die etwas tieferen Gefilde.

Durch die herabgesetzte Wassertemperatur sinkt auch die Aktivität unseres Zielfisches, für uns bedeutet dies, dass die Fressaktivitäten der Räuber deutlich reduziert sind und folglich auch die Beissphasen kürzer werden. Die Barsche fressen oftmals nur noch alle paar Tage oder zumindest immer nur in kurzen Phasen und müssen somit mit cleveren Führungsstilen aus der Reserve gelockt werden.

Da es inzwischen eine Riesenauswahl an Techniken gibt, die auch für die Wintermonate in Frage kommen, ist es schwierig die Übersicht zu behalten. Für Neueinsteiger empfehle ich, es zuerst mit wenigen Techniken zu versuchen.

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Ist eine Stelle mit Barschen mal gefunden, solltest Du dir Zeit nehmen
sie intensiv zu befischen – irgendwann kommt der erste Biss.

In den Wintermonaten stehen die Barsche meist dicht am Grund und deshalb funktionieren die Techniken an der Oberfläche oder im Freiwasser in aller Regel nicht mehr.

Ich setze dabei meist drei Techniken ein: das C-Rig, das T-Rig und das Jiggen mit kleinen Gummifischen.

Für diese Fischerei empfehle ich die Anschaffung einer hochwertigen Ausrüstung, um auch feine Bisse gut wahrnehmen zu können.  Da man mit sehr dünnen Schnüren fischt, solltest Du eine hochwertige Rolle verwenden, die die Schnur sauber aufwickelt. Kleine Stationärrollen im Bereich von 1000-2500 eignen sich am besten für diese Fischerei. Bei den Ruten ist es Geschmacksache; die Einen lieben sehr knackige, steife Ruten, bei denen die Bisserkennung am deutlichsten ist (da der Biss ohne Pufferung in den Blank geleitet wird). Andere setzen lieber etwas weichere Ruten ein, bei denen die Köderkontrolle etwas schlechter ist, dafür aber dem Angler auch eine Unaufmerksamkeit besser verziehen wird, da die Fische durch die weichere Aktion den Betrug nicht so schnell erkennen (die Rute federt etwas mehr).

Das Ködergewicht ist bei diesen Techniken meist nicht mehr als zehn Gramm, aus diesem Grund sind Ruten mit einem Wurfgewicht von 10/15 Gramm optimal. Ich verwende Ruten zwischen 1.80 – 2.10 m Länge. Mit der längeren Rute ist durch die Hebelwirkung die Bisserkennung besser, dafür aber das langsame Führen des  Köders etwas schwieriger, da man auch automatisch mehr Weg mit der Rutenspitze zurücklegt.

Neben Rute und Rolle ist es auch wichtig eine gute geflochtene Schnur aufzuspulen. Eine Schnur mit dem Durchmesser von 0.06-0.10 mm eignet sich bestens für diese Technik. Eine 8-fach oder sogar 12-fach Geflochtene bietet das höchste der Gefühle, aber auch konventionelle Schnüre von namhaften Herstellern eignen sich gut.

Am Ende der Schnur knöpfe ich mit dem verbesserten Albright-Knoten ein 1.5 m langes Stück Fluorcarbon an. Ein Fluorcarbon in der Stärke 0.23 bis 0.28 hat sich bewährt. Je nach erwartetem Untergrund wähle ich den Durchmesser aus. Wenn man auf Steinpackungen fischt, die meist mit Muscheln überwuchert sind, empfiehlt es sich, mit etwas dickerer Schnur zu fischen. Auf sandigem/schlammigen Untergrund genügt dann auch ein 0.23 mm dickes Fluorcarbon.

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Ein dicker Grundbarsch liegt im Kescher. Falls er aus grosser Tiefe kommt solltest Du ihn entnehmen.

Texas-Rig

Mit dem Texas-Rig kann man die Gummiköder dicht am Grund führen und so auch die trägen Raubfische zu einem Biss überzeugen. Die Bullet-weights wähle ich im Winter zwischen 7-10 Gramm, so hat man bis zu einer Wassertiefe von 15 m eine gute Kontrolle über den Köder. Geht es noch tiefer, setze ich 14 Gramm oder sogar auch einmal ein 21 Gramm Blei ein. Auch Anfängern empfehle ich von Anfang an mit Gewichten aus Wolfram (Tungsten) zu fischen, da das Material nicht nur über eine höhere spezifische Dichte verfügt und so weniger Widerstand im Wasser erzeugt, sondern auch härter ist und die Öse nicht zusetzt , was bei dem weichen Blei gerne passiert, wenn man über harten Untergrund angelt.

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Das Texas-Rig (T-Rig) ist im Winter erste Wahl.

Bei dieser Technik muss man bei einem Biss dem Fisch etwas Schnur geben, indem man mit der Rutenspitze etwas nachgibt, kurz darauf folgt  ein satter, kurzer Anschlag aus dem Handgelenk.

Den Köder kann man bei dieser Technik sehr vielfältig anbieten, die Bandbreite bewegt sich zwischen aggressiven Schlägen in die lose Schnur, bis zu langsames Einziehen des Köders. Auch das Liegenlassen des Köders am Gewässergrund kann erfolgreich sein. In dieser Hinsicht muss man an jedem Tag wieder ausprobieren auf was die Stachelritter gerade stehen.

Carolina-Rig

Anders als beim Texas-Rig ist zwischen dem Blei und dem Haken ein kurzes Vorfach geschaltet.  Bei einem Zupfer in die Schnur taumelt der unbebleite Gummiköder ohne Zusatzgewicht Richtung Boden. Der Köder schwebt bei dieser Technik über dem Grund und kann so an manchen Tagen wahre Wunder bewirken. Bei dieser Technik muss sofort angeschlagen werden, da die Flussbarsche den Köder beinahe widerstandlos einsaugen. Wer den schnellen Anbiss verpasst, wird sehr viele Fehlbisse verzeichnen.

Jiggen

 

Die letzte Technik mit der wir uns in diesem Bericht beschäftigen ist das bekannte Jiggen. Dabei verwendet man für die Flussbarsche kleine Bleiköpfe mit kurzen Hakenschenkeln. In den meisten Fällen ist es nicht nötig den Köder noch mit einem Stinger/Angsthaken zu bestücken. Gummifische in den Grössen 7-12 cm haben sich für diese Winterfischerei sehr gut bewährt. Auch beim Jiggen muss bei einem Biss sofort angeschlagen werden, die Technik unterscheidet sich aber von den amerikanischen Rig-Methoden bei der Bebleiung. Sowohl bei dem Carolina-Rig, als auch beim Texas-Rig verwendet man ein Bulletweight, durch das die Schnur hindurchgleiten kann, insofern fällt es bei diesen Techniken den Barschen leichter den Köder zu inhalieren, da das Blei vom Köder abgekoppelt ist. Beim Jiggen  hingegen hat man vor allem als Anfänger mehr Fehlbisse, doch stehen die Barsche an manchen Tagen ganz besonders auf diese Technik bei dem der Köder mit Sprüngen über den Boden hüpft. Ein ganz erfolgreicher Führunsgstil ist das Faulenzen, bei dieser Technik hält man die Rute auf einer 10 Uhr Positionen fest und bewegt den Köder nur über das Einkurbeln mit der Rolle.

Köder

Inzwischen ist die Auswahl an guten Ködern so gewaltig, dass manch einer vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sieht. Aus meiner Sicht genügt eine Auswahl aus etwa zehn Ködern, die man noch in 2-3 gewässerspezifischen Farben führt. Bei den Weichködern gibt es viele billige Imitate aus China, die nicht annähernd so gut fangen wie die Originale oder oftmals auch gar nicht richtig getestet wurden. In dieser Hinsicht haben für mich die japanischen Hersteller meist die Nase vorne und bieten raffinierte Köder an, die oft auch mit Duftstoffen imprägniert wurden.

 

Für das Carolina- und das Texas-Rig verwende ich Gummiwürmer, Krebsimitate oder auch kleine Gummifischchen. Für das Jiggen benutze ich ausschliesslich kleine Gummifischchen bei denen ich jedoch unterschiedliche Schwanzformen verwende. Bei den Farben macht es keinen Sinn eine Empfehlung abzugeben, da dies von Gewässer zu Gewässer sehr variiert. Grundsätzlich kann man aber der Faustregel folgen, dass an klaren Gewässern natürliche Farben besser ziehen und in trüben Gewässern auch einmal schrille Farben Erfolg bringen können.

Kleidung

Die Winterfischerei auf Barsche kann sehr hart sein, sobald neben der eisigen Kälte auch noch ein garstiger Wind bläst, ist man froh um gute Kleidung. Als eingefleischter Schleppfischer ziehe ich an solchen Tagen meinen Sicherheitsanzug an, den ich normalerweise für die Seeforellenfischerei im Winter einsetze. Wenn der Anzug noch mit gefütterten Winterstiefeln kombiniert wird, kann man schon einmal einen grossen Teil des Körpers warm halten. Die grösste Problemzone bleibt jedoch bei dieser Art der Fischerei die Hände. Mit dicken Handschuhen bekommt man nicht kalt, dafür lassen sich die Hände auch nicht mehr gut bewegen. Aus diesem Grund verwende ich inzwischen dünne Neoprenhandschuhe aus der Taucherabteilung. Mit solchen Handschuhen hat man einen guten Kompromiss zwischen Bewegungsfreiheit und einer akzeptablen Isolation.

Fairness gegenüber den Barsch

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Barsche, die Du in grosser Tiefe gefangen hast, leiden oft unter Trommelsucht.
Fang nur soviele, wie du verwerten möchtest.

An einigen Gewässern sind Flussbarsche nicht mehr mit einem Mindestmass oder einer Schonzeit geschützt. Im Winter stehen die grossen Barsche oftmals sehr dicht zusammen und selten lassen sich dann viele grosse Fische an Land ziehen. Da die Barsche schnell an Trommelsucht leiden, kann man sie dann bereits ab 8-10 Meter Tiefe nicht mehr releasen, ohne dass man ihnen irreversible Schäden zufügt. Die Catch&Release-Fischerei auf Barsche klingt zwar schön, ist im Winter jedoch nicht zu empfehlen und alles andere als fair für den Fisch. Die Flussbarsche muss man an unseren tiefen Seen im Winter in aller Regel entnehmen. Somit ist eine massvolle Entnahme für die zukünftige Bestandsentwicklung wichtig, insbesondere bei grossen Fischen. Ich persönlich stelle die Barschfischerei gegen Anfang des Januars bis anfangs Mai ein, um die laichreifen Flussbarsche ungestört ihr Laichgeschäft absolvieren zu lassen.

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