WIESO FISCHEN WIR?

0

Faszination Fischen, wieso angeln wir, alpenfischer.comAns Wasser gehen um sich von den Wellen oder Strömungen beruhigen und sich dabei in Trance versetzen zu lassen, geht auch ohne eine Angelrute in der Hand.

Zeichnung: Tanja Binder, Text: Andi Binder

Um die Ruhe zu geniessen und die Gedanken frei wandern zu lassen, dafür muss kein teures Angelpatent gekauft werden. Da reicht der Gang ans Wasser alleweil. Dass es sich um eine Beschäftigung zur günstigen Nahrungsbeschaffung handelt, dürfte bei den grossflächig schwindenden Fischbeständen kaum mehr eine Motivation sein.

Aber was treibt die Fischerinnen und Fischer dazu, hunderte von Franken für Ausrüstung und Patente hinzublättern? Sind es hoffnungslose Optimisten, die wie der Lottospieler an den Jackpot, einfach an den grossen Fang glauben? Eine These spricht dafür, denn Millionäre spielen so wenig Lotto wie sie eine wichtige Rolle unter den Anglern innehaben.

Fühlen sich die Petri-Jünger womöglich als Adrenalin-Junkies? Der Augenblick wo der 1 Meter-Hecht den Köder überraschend schnappt, die Angelleine wie die eines Bogens zischen lässt, die Rute krachend in einen Halbkreis zerrt, das treibt wahrlich den Herzschlag pfeilschnell in die Höhe. Als Taucher eine Begegnung mit dem Hai ist aus ihrer Sicht nicht Aktion geladener.

Oder ist die Fischerei einfach ein guter Grund, sprich gut verkaufbare Ausrede, sich den notwendigen Freiraum zu verschaffen, wenn einem das nahe Umfeld zu fest auf die Pelle rückt? Aber wo ist da der Vorteil zu anderen Hobbies wie Modellbau, Biken oder Golf zu sehen?

Gibt es eine einfache Antwort?

Um die Worte dafür zu finden, was die Faszination «Fischen» ausmacht, lohnt sich ein Blick in historische Texte des Fischfangs.

«Wer Fische fängt mit Leidenschaft, mit Meisterschaft und Wissenschaft, und hält dabei sich tugendhaft, den reichen Fang und Mass betreibt, sorgt dass im Wasser auch was bleibt, und angelt nicht um Geld und Gunst, nein – nur aus Freude an der Kunst, der ist, wär’s der geringste Knecht, Sportangler und auch fischgerecht.»

«Ein schneller Blick, ein Gehirn, welches gegen alle Perzeptionen lebhaft reagiert, eine behände und feine Tätigkeit der Hand, Schärfe und Zartheit des Tast- und Gehörsinns, physische Ausdauer, ein unablässiges Beherrschen der Ungeduld und unermüdliche Aufmerksamkeit sind dem Fliegenfischer unentbehrlich.»
(Beide Texte aus Heinz Haase, Faszination Fisch.)

Wieso fischen wir? Eine Antwort darauf kann kaum besser als in diesen Sätzen gegeben werden. Es ist eine Kombination aus Wachheit, Wahrnehmung, Ausdauer, Freude an Technik und Natur, Geduld haben. Es geht nicht um Geld und Gunst, sondern um der Natur Sorge zu tragen. Ja – eine Wissenschaft mit Leidenschaft und hoffentlich für jeden irgendwann meisterhaft.

Geht am Tag der Fischerei (Schweiz, z.B. am 31.08.2019) raus unter die Leute und verbreitet doch die Faszination der Fischerei weiter. So kann der tief in der Geschichte der Menschheit verankerte Fischfang auch weiterhin seine wichtige Rolle bewahren.

Teilen.

Dein Kommentar