VIELE SCHONZEITEN = GEWÄSSER LEERGEFISCHT!

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Schonzeiten können eben auch zu mehr Fängen führen..

Kürzlich an einer Tagung, kam «Der Alpenfischer» mit einem der renommiertesten Angelwissenschaftler ist Gespräch. Während  dieser angeregten Pausenkaffee Diskussion waren nicht nur die präsentierten Beiträge ein Thema, sondern es fanden sich weitere Episoden ein. Eine, welche den Alpenfischerredaktor besonders amüsierte, war das Thema Schonzeit.

Text: Andi Binder

«Liebe Angler und Anglerinnen, wenn ihr ein Gewässer möglichst rasch leerfischen möchtet, dann führt mehrere regelmässige Schonzeiten pro Jahr ein». Mit diesem Satz gab der bekannte Wissenschaftler den Steilpass zu einer unerwarteten Debatte. Allerdings mussten die interessierten Zuhörer diesen Satz zuerst sacken lassen. Denn was meinte er genau damit? «Der aktuelle Stand der Forschung zeige, dass die Fische ein Gedächtnis haben, aber keines wie ein Elefant». Offenbar vergessen sie das Erlebte nach einer Weile wieder. Das heisst konkret, dass nach paar Wochen/Monaten der vor dem Maul präsentierte Kunstköder dem Räuber wieder wie eine lebendige Laube erscheint. Und dieser Zeitraum ist beim Stand der Dinge relativ kurz. Mit anderen Worten tritt  z.B. nach spätestens einen Monat Schonzeit der gleiche Effekt ein, wie wenn der Bestand durchgehend 12 Monate nicht befischt werden konnte. Daraus lassen sich bereits jetzt ein paar Gedankenspiele ableiten.

  • Nach einer Schonzeit lassen sich die Fische viel besser fangen, weil sie die Gefahren durch Köder/Angler vergessen haben.
  • Dieses Vergessen tritt bereits ab ca. 2 Wochen ein.
  • Somit wäre die beste Variante um möglichst viele Fische zu fangen, alle paar Wochen eine Schonzeit für ein paar Wochen zu verordnen.
  • Keine Schonzeit führt nämlich dazu, dass den Fischen die Gefahr durch Köder/Angler durchs dazulernen immer bewusst ist und deshalb weniger Fische gefangen werden als mit einer sich wiederholenden Schonzeit.
  • Wo das optimale Verhältnis liegt, um den Bestand hingegen nachhaltig zu schonen, ist noch nicht genau analysiert. Auch muss die Forschung auf unterschiedliche Gewässer/Fischarten ausgedehnt werden.
Angelverbot, Fischerverbotschild, Angelverbotsschild

Das Verbot ist die eindeutigste Schonzeit..

Einer Mehrheit der Angler ist sicherlich bekannt, dass bei der Saisoneröffnung die Chancen markant höher liegen, als wenn paar Wochen später das halbe Köderarsenal des lokalen Angelgeschäftes durch Wasser gezogen wurde. Auch gibt es in den meisten im Alpenraum bekannten Gewässern gewöhnlich nur eine (Laich-) Schonzeit pro Jahr, was den Effekt minimieren dürfte. Bekannt ist hingegen, dass z.B. nur während 4 Tagen in der Woche auf Äschen am Hochrhein geangelt werden darf. Da ist die Schonzeit mit 1-2 Tagen hingegen wieder zu kurz, um als Fisch allzu «nachlässig» zu werden. Möglich hingegen wäre, dass Hotels und Guides dies Systematisch ausnutzen, indem sie eine Woche mit den Gästen an diesem Gewässer, dann am nächsten unterwegs sind. Auch haben wir sicherlich der Grossforelle bei der Brücke immer wieder längere Ruhepausen gegönnt, in der Hoffnung, sie doch noch später an den Haken zu bekommen.

Somit ist bei genauerer Betrachtung die Gleichung –  viele Schonzeiten =  Risiko (zu) viele Fische dem Wasser zu entnehmen, in der Praxis nicht ganz so spektakulär, wie auf dem Papier. Trotzdem darf der Veröffentlichung und den finalen Ergebnissen mit Spannung abgewartet werden – wir werden Euch dann selbstverständlich rasch informieren.
Auch wäre interessant zu wissen, wo es derzeit Regelungen gibt, dass z.B. nur in den geraden Wochen des Jahres geangelt  werden darf. Oder Rotationen an Hotelgewässern, welche alle 1-2 Wochen gemacht werden?

Wer solche Beispiele kennt, darf uns diese gerne auf redaktion@alpenfischer.com mitteilen, Danke!

 

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