VERDAMMT UND ZUGEBAUT – WIE WASSERKRAFTWERKE FLÜSSE RUINIEREN

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Die Wasserkraftlobby hat mit sehr viel Werbegeld den Nimbus aufgebaut, dass Wasserkraftwerke umweltfreundlich wären, also „Grüne“ Energie seien. Tatsächlich ist diese Art der Energiegewinnung aber alles andere als grün.

www.fishlife.at, 2020

Wasserkraftwerke zerstören Flüsse und die Artenvielfalt. Das Österreichische Kuratorium für Fischerei und Gewässerschutz (ÖKF) hat das immer schon aufgezeigt. Aber jetzt protestieren auch viele andere Naturschutzorganisationen gegen die Schäden durch Wasserkraftwerke. WWF, Geota (Grupo de estudos de ordenamento do territorio e ambiente), Riverwatch und Euronatur haben eine Zusammenfassung der Zerstörungen durch Wasserkraftwerke an europäischen Flüssen erstellt.

Natürliche Fließgewässer gehören zu den wertvollsten Naturräumen der Erde. Leider sind die Flüsse die am stärksten bedrohten Lebensräume. Der Living Planet Index 2018 weist aus, dass in nur drei Jahrzehnten weltweit 80% der Süßwasserwirbeltiere verschwunden sind. Dass das hauptsächlich die Süßwasserfische sind, braucht man sicher nicht zu erklären. Das gilt für Europa genau so, und leider auch für unsere Heimat Österreich.

Einschließlich der Klein- und Kleinstkraftwerke haben wir in Österreich etwas über 7.000 Wasserkraftwerke. Kein Staat der Erde weist so eine Dichte auf. So ist es kein Wunder, dass alle unsere Fließgewässer schwer geschädigt sind.

Flüsse tiefen sich ein

Das Geschiebe wird in den Stauräumen zurück gehalten. Stromab der Staumauern fehlt der Schotter, die Strömung transportiert den Kies am Gewässergrund aber weiter und weiter fort. Dadurch vertiefen sich die Flüsse in den freifließenden Strecken immer mehr. Die Folge ist, das Grundwasser sinkt immer weiter ab. In den Stauräumen verdichtet Schlamm den Gewässergrund, dort kann überhaupt kein Grundwasseraustausch mehr stattfinden. Bei Hochwasser öffnen die Kraftwerksbetreiber die Fluttore, der aufgestaute Schlamm eines ganzen Jahres wird mit einem Schlag frei. Die Schlammfracht erreicht das 60-fache eines Hochwassers unter natürlichen Umständen. In dieser Schlammbrühe erstickt alles Wasserleben. Ist das Hochwasser vorbei, haben die Unterlieger über einen Meter hoch Schlamm in den Häusern. Die Gerichte sind laufend mit Klagen befasst.

Flüsse voller Leben?

Vor gut 10 Jahren haben wir zusammen mit 30 Umweltschutzorganisationen (WWF, Global 2000, Greenpeace, Ökobüro, etc. etc.) die Plattform „Flüsse voller Leben“ gegründet. Unentwegt zeigen wir die Zerstörung unserer Bäche und Flüsse auf.

Im Jahr 2000 haben alle europäischen Staaten die Wasser-Rahmen-Richtlinie (EU-WRRL) unterschrieben und sich verpflichtet, bis 2015 sämtliche Gewässer in einen möglichst natürlichen Zustand zurück zu versetzen. Das wurde zwar nationales Gesetz, geschehen ist praktisch nichts, außer dass viele weitere Wasserkraftwerke geplant und gebaut wurden. Der Ablauf der EU-WRRL wurde jetzt bis 2027 prolongiert.

Die Gewässer in einen möglichst natürlichen Zustand zu versetzen wäre eine Mammutaufgabe, dazu wären Milliarden nötig. Und so hielt der Rechnungshof bereits jetzt fest, dass mit Ende der EU-WRRL 60% unserer Fließgewässer in keinem guten Zustand sein werden. Und ohne Rücksicht auf die gesetzliche Verpflichtung die Gewässer natürlich zu erhalten, werden weiter Wasserkraftwerke projektiert.

Das Schlimme dabei ist, das ist nicht nur rücksichtslose Naturzerstörung. Das Ganze ist sinnlos, denn die Stauräume füllen sich immer mehr mit festem Granulat an, in wenigen Jahrzehnten sind diese Werke funktionslos. Und der Klimawandel mit den langen Trockenheiten macht Wasserkraftwerke ohnehin wertlos. Den Naturschutzorganisationen ist das bewusst, der Wissenschaft ist das bewusst. Aber unfassbarerweise zerstören die Politiker mit Milliardenaufwand die letzten halbwegs naturnahen Gewässerstellen.  Anstatt zukunftsorientierte Wege der Energiegewinnung zu beschreiten.

Helmut Belanyecz, ÖKF FishLife Präsident, www.fishlife.at/

Rückfragehinweis:
ÖKF Österreichisches Kuratorium für Fischerei und Gewässerschutz
Sonja Behr (Geschäftsführerin)
A-1230 Wien, Breitenfurter Strasse 335
T 01 869 53 00
M
sonja.behr@fishlife.at

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