Dübendorf, 06.09.2016 – Seen sind bedeutende Ökosysteme. Seit über 100 Jahren werden ihre Geheimnisse in der Schweiz bereits erforscht. Dennoch stossen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie ihre Partner auf den Fachstellen von Bund und Kantonen immer wieder auf Überraschendes. Zum Beispiel auf eine bereits für ausgestorben erklärte Fischart im Bodensee.
Gut 250 Fachleute aus Wissenschaft, Wasserwirtschaft, Verwaltung und Politik lassen sich heute Dienstag, 6. September, über neue Ergebnisse und Trends der Seenforschung orientieren. Anlass dazu ist der Infotag des Wasserforschungsinstitutes Eawag. Er findet dieses Jahr – anlässlich des Jubiläums 100 Jahre Seenforschungslabor Kastanienbaum – am Vierwaldstättersee statt, im Verkehrshaus der Schweiz, Luzern. Im Folgenden einige Informationen aus drei der zehn Referate. Ausführlichere Informationen finden sich im Tagungsband (pdf).
Über 70 Fischarten, aber immer noch wenig Leben in den Tiefen
Im gross angelegten «Projet Lac» untersuchte die Eawag von 2010 bis 2015 zusammen mit den Kantonen, dem Bundesamt für Umwelt, der Universität Bern und dem Naturhistorischen Museum der Berner Burgergemeinde sowie weiteren Partnern die Fischvielfalt in den alpennahen Seen. Über 70 Fischarten konnten dabei nachgewiesen werden. Felchen überwiegen bis in die grössten Tiefen, aber nur in den saubersten Seen. Barsche und Karpfenfische dominieren die heute oder in Vergangenheit nährstoffreicheren Seen. Viele Arten aus grösseren Wassertiefen, vor allem Felchen und Saiblinge, kommen nur in einzelnen Seen vor, wo sie im Laufe der Evolution, zumeist erst seit der letzten Eiszeit, durch Anpassung an die extremen Lebensräume entstanden sind. Im grössten Teil der Seen sind allerdings die ehemaligen Tiefwasserfischarten verloren gegangen. So gibt es zum Beispiel im 197 Meter tiefen Zugersee unterhalb von 30 Metern kaum noch Fische.
Doch nicht ausgestorben
Bild: EAWAG
Das «Projet Lac» brachte auch gute Nachrichten: Im Bodensee wurden dank einer gezielten Suche mehrere Exemplare des nur dort heimischen Tiefwassersaiblings (Salvelinus profundus) wiederentdeckt. Diese Art, bis in die 1960er Jahre von den Bodenseefischern noch häufig gefangen, wurde 2008 von der Naturschutzunion IUCN für ausgestorben erklärt. Der Tiefseesaibling kam in Tiefen um 80 Meter vor und ernährte sich von Strudelwürmern, Kleinkrebschen und Muscheln. Wie gross die Population noch ist, aus denen die jetzt gefundenen Exemplare stammen, sollte in Zukunft untersucht werden.
Herausgeber
Eawag: Wasserforschungs-Institut des ETH-Bereichs
http://www.eawag.ch