RÄUBERISCHE BARBEN

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Dass die Bartelträgerin bei Bedarf ein relativ grosses Nahrungsspektrum nutzt, ist bekannt. In der Regel kommen beim Barbenfischen Naturköder wie Käse, Maden oder Würmer zum Einsatz. Dass aber auch der tote Köderfisch im späten Winter ein wahrer Barbenbringer sein kann, hat zumindest mich sehr erstaunt.

Text: Nino von Burg
Fotos: Nino von Burg, Pascal Bader

Barben haben in Anglerkreisen einen zwiespältigen Ruf. Auf der einen Seite steht da ihre enorme Kampfkraft, auf der anderen Seite ihr als nur mittelmässig zu bewertendes Fleisch. Ich muss zugeben, dass ich selber eigentlich nie gezielt auf Barben fische. Insofern war ich etwas erstaunt, als mir Pascal, ebenfalls kein passionierter Barbenfischer, letzten März vorschlug mit dem Köfi auf Barben zu gehen. Barben? Jetzt? Mit dem Köfi?

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Der späte Schnee ist kein Hindernis. Jetzt bei tiefem Wasserstand kommst Du an die heissen Stellen ran.

Winterzeit = Barbenzeit

Winterzeit ist durchaus Barbenzeit – zumindest wenn man sie von der Brücke aus beobachten möchte. Wenn das Wasser richtig kalt ist, suchen die Barben die tiefsten Stellen im Fluss auf und formieren sich dort in grossen Gruppen. Vom winterlichen Beobachten her weiss ich auch, dass Barben im eiskalten Wasser fleissig Nahrung aufnehmen. Es ist das Aufblitzen der Flanke, das die Barbe verrät, wenn sie sich beim Einsammeln der Treibnahrung zur Seite legt.

Es ist nicht so, dass ich in der kalten Jahreszeit noch nie eine Barbe gefangen hätte – ganz im Gegenteil. Meine winterlichen Barbenfänge sind mir in sehr «guter» Erinnerung. Meistens läuft es so ab: Es ist Anfäng März, Forelleneröffnung, es passiert nicht viel – doch dann plötzlich ein Hänger. Die eiskalten Finger möchten nicht schon wieder neu montieren, am liebsten würden sie direkt nach Hause in die warme Stube. Also abreissen und abreisen. Doch genau im Moment der Entschlussfassung kommt Bewegung in die Sache. Langsam aber beständig bewegt sich die Schnur stromauf und kommt auf meiner Höhe zu stehen. Es fühlt sich immer noch wie ein Hänger an. Auch wenn objektiv gesehen alles für eine Barbe spricht, rechne ich natürlich mit einer kapitalen Forelle. Oft liegen dann mehrere hoffnungsvolle Minuten Schwerstarbeit zwischen dem vermeintlichen Hänger und der olivgold schimmernden Enttäuschung.

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Der tote Köfi schmeckt nicht nur den Forellen, auch die Barben können nicht widerstehen.

Die richtige Stelle

Doch zurück zu den Köderfischen und Pascals Vorhaben damit Barben zu fangen. Wir treffen uns auf einem Parkplatz direkt am Fluss. Die anvisierte Stelle ist ein klassischer Überwinterungsspot für Barben. Als wir vom Auto loslaufen, beginnt es zu schneien – klassisch Barbenfischen halt. Dass es hier Barben hat und diese auch gefangen werden, ist offensichtlich. In den Ufersteinen sind grosse Barbenschuppen zu sehen, die von den Fängen anderer Angler berichten. Wer im Winter auf Barben fischt, hat normalerweise eine Verwertung im Sinn. Nach einigen Minuten sind die Steine mit Schnee bedeckt und wir beginnen in einer idyllischen Winterstimmung mit dem Angeln. Den Köderfisch montieren wir wie beim Forellenfischen auf dem Tirolersystem, jedes andere Bleikopfsystem ist selbstverständlich auch geeignet, sofern das Gewicht stimmt. Weil wir eine der tiefsten Stellen im Fluss befischen und die Barbe nur direkt am Grund frisst, fischen wir das System etwas schwerer. Schon nach kurzer Zeit folgt der erste Biss. Die Barbe hängt nur ein paar Sekunden und kann sich dann wieder befreien. Weitere Driften folgen. Damit Barben einen Köder nehmen, muss er sehr sauber gefischt werden. Da die Barbe über ein ausgeprägt unterständiges Maul verfügt, sieht sie den Köder im Moment der Nahrungsaufnahme nicht. Läuft der Köder nicht mit exakter Fliessgeschwindigkeit, wird ihn die Barbe verfehlen.

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Es braucht einen Kescher mit langem Stiel, wenn Du nicht ist kalte Nass treten willst. Die Barbe kann am Ufer auch richtig zickig werden.

Fish on

Dann ist es endlich soweit, Pascals Rute ist krumm. Die Barbe wehrt sich nach Kräften, doch das starke Vorfach erlaubt es hart zu drillen. Nach wenigen Minuten gibt sie schliesslich auf. Beim Betrachten der grossen Barbe mit ihrem muskulösen Körper und der harmonischen Farbgebung komme ich ins Nachdenken. Als wir im Schneesturm zum Auto zurücklaufen, fasse ich deshalb einen Entschluss: Über meine nächste Barbe werde ich mich so richtig freuen, selbst wenn sie mir an der Forelleneröffnung als Beifang an den Haken geht. Und ich werde sie auch verwerten, denn im Winter ist Barbenfleisch sehr gut geniessbar.

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Groppen kommen in sauberen Flüssen in grosser Anzahl vor – das wissen auch die Barben.

Faktenbox

Köderführung

Anders als beim Forellenfischen führst Du den Köder nach dem Auswurf stromauf nicht quer zur Strömung, sondern Du lässt den Köder auf dem Grund mit der Strömung abdriften. Keine Zupfer sind nötig, denn die Barbe nimmt den Köderfisch vom Boden auf. Wenn Du also ständig zupfst, dann hebst Du ihn dabei immer wieder an. Du solltest aber immer Kontakt zum Köder halten, das machst Du indem du die Schnur mehr oder weniger straff hältst – konzentrierte Köderführung ist also ein Muss. Erst wenn der Köder stehen bleibt, machst Du einen dezenten Anhieb – entweder hängt dann eine Barbe dran, oder der Haken hängt am Grund.

Anglerische Fairness

Barben stehen an bestimmten Orten dicht aufeinander. Unbeabsichtigtes Haken an einer Flosse oder ähnlich ist dann möglich. Meide deshalb solche Stellen und angle ein Stück daneben, es gibt immer noch einzelne Barben, die sich da aufhalten.

Material

Eigentlich reicht eine kräftige Forellenausrüstung mit 2.70 Meter Rute und 0.25 er-Vorfach und geflochtener Hauptschnur. Je nach zu erwartender Barbengrösse ist aber ein stärkeres Vorfach besser, denn in der schnellen Strömung entwickeln die Barben einen unglaublichen Druck und sind manchmal fast nicht ans Ufer zu dirigieren. Vergiss den Kescher nicht, er kann die Landung des Fischs beschleunigen.

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