Die Sommerhelden – In ihren Tarnklamotten verschmelzen sie in der Umgebung und sind fürs ungeübte Spaziergänger-Auge kaum sichtbar.
Nur hilft diese Camouflage wenig gegen die surrenden Plagegeister. Aber die Angler lassen sich durch diese Blutsauger nicht aus der Ruhe bringen. Dies gelingt auch den vor ihren Augen ins Wasser springenden herrenlosen Hunden und den Armadas von haarscharf an der Angelleine vorbei treibenden Gummibooten nicht. Und auch der Kieselregen, von patschigen Kinderhänden verursacht, wird tapfer wie ein Schweizergardist ertragen. So versteht sich von selbst, dass die ins Wasser stürzenden Kormorane und Gänsesäger nicht die kleinste Rührung schüren. Auch dem aufziehenden Gewitter gewinnt der Sommerangler nur Gutes ab. Die Fische werden beissfreudiger und der Regen und Hagel perlt an ihren Funktionstextilien unbehelligt ab. Und selbst der Abriss eines Kunstköders im Wert eines üppigen Blumenstrausses wird maximal mit einem kleinen Achselzucken quittiert.
Ausserdem wird alles was nicht direkt mit dem Angeln in Verbindung steht – ob das Ausscheiden seines Lieblingsteams an der WM oder der Wirtschaftskrieg der Grossmächte – aalglatt an ihren Gedanken vorbei geleitet. Sie sitzen einfach nur unbekümmert und yogaleicht in ihrem gepolsterten Campingstuhl.
Der Bissanzeiger piepst, die Rute wird gegriffen, der Anschlag gesetzt, der Blitz schlägt ein, der Angler ist gegangen – kein Heldentod.
Zeichnung: Tanja Binder, Text: Andi Binder