Hochgebirgsseen haben etwas Magisches. Oberhalb der Baumgrenze, wo sonst nackter Fels und Geröll dominieren, spenden sie Kraft und Ruhe. Vor allem im Hochsommer gibt es nichts Schöneres als frühmorgens mit der Rute im Gepäck in ein fischereiliches Abenteuer zu starten.
Text und Bilder: Nino von Burg
Im Alpenraum gibt es einige tausend Bergseen und es werden immer mehr. Grund für die Zunahme sind die sich zurückziehenden Gletscher, die eine Vertiefung in den Fels erodierten, in der sich anschliessend Wasser ansammelt. Auch Eisreste, um die herum sich Sedimente ablagern, oder Bergstürze und rutschende Hänge können ein solches Naturjuwel entstehen lassen.
Bergpanorama, kristallklares Wasser und ein See mit gutem Fischbestand: Was kann man sich mehr wünschen
Salmonidenhabitat
Aus fischereilicher Sicht haben diese Seen vor allem eines gemein: Sie beheimaten natürlicherweise keine Fische, bieten aber trotzdem einen guten Lebensraum für verschiedene Salmoniden.
Bereits vor mehr als 500 Jahren befahl der österreichische Kaiser Maximilian I Hochgebirgsseen im Osttirol mit Bachforellen zu besetzen. Heute wählt man bei der Bergseebewirtschaftung eher Regenbogenforellen, Seesaiblinge und Namaycush (Kanadischer Seesaibling). Besonders die Letztgenannten finden sich in diesen kargen und nahrungsarmen Lebensräumen ausserordentlich gut zurecht. In grösseren Seen pflanzen sich die Kanadier sogar fort und erreichen erstaunliche Grössen.
Vereinzelt gehen auch Bachforellen an den Haken
Nah und Fern
Ein wahres Bergseeparadies für Fischer ist der Schweizer Kanton Uri. Mit nur einem Patent kannst Du neben unzähligen Bergbächen auch rund 20 Bergseen befischen. Manche sind mit dem Auto oder der Bergbahn erreichbar, an andere gelangst Du erst nach einer mehrstündigen Bergwanderung.
Ein guter Kompromiss aus Erreichbarkeit und Abgeschiedenheit sind die drei Schwärziseeli am Furkapass. Die auch unter dem Namen Stotzigen Firsten Seen bekannten Gewässer speisen die Quellbäche der Reuss und befinden sich auf einer Höhe von ungefähr 2650 m. ü. M.. Der oberste, zugleich der grösste und tiefste See wird von den meisten Fischern zuerst angesteuert. Grosse Gewässer gleich grosse Fische wird sich so mancher denken. Im Fall der Schwärziseeli ist dieser Gedanke nicht ganz unberechtigt. Denn im oberen See schwimmen neben Regenbogenforellen auch viele Namaycush. Die drei Seen sind fünf bis zehn Gehminuten auseinander und natürlich sind in jedem schöne Fänge möglich.
Blick auf das obere Schwärziseeli
Die richtige Strategie
Die Bergseeforellen sind in der Regel nicht sehr schwer zu fangen. In den wenigen Monaten, in welchen sie genügend Nahrung finden, müssen sie sich den Bauch vollschlagen.
Drill einer Namaycush – im flachen Uferwasser musst Du die Rute hoch halten
Grundsätzlich können alle Bergsee-Techniken zum Erfolg führen. Mal ist ein oberflächennah geführter Spinnköder ideal, mal fängt die Bienenmade mit Spirolino oder Zapfen besser. Nicht selten ist für ein paar Stunden sogar die Trockenfliege der Erfolgsköder. Idealerweise sollte man nicht nur ein Ass im Ärmel haben.
Wenn Du gezielt auf die grösseren Namaycush fischen möchtest, solltest Du deinen Köder eine Etage tiefer anbieten. Mit einem Gummifisch am Jigkopf die tiefsten Stellen abzuklopfen ist in diesem Fall eine gute Option. Damit nutzt Du auch noch einen gewissen Überraschungseffekt, da diese Taktik an Bergseen nicht sehr oft angewendet wird. Hast Du es eher auf die Regenbogenforellen abgesehen, solltest Du den Köder relativ dicht unter der Wasseroberfläche anbieten. Die Regenbogenforellen ernähren sich zu einem beträchtlichen Teil von Anflugnahrung und die kommt nun mal von oben.
Keinesfalls solltest Du blindlings ans Seeufer stürmen und den Köder auf Maximaldistanz auswerfen. Oft patrouillieren die Fische auf Nahrungssuche sehr ufernah und können im kristallklaren Wasser wunderbar beobachtet werden. Vorsichtiges Nähern und kurze Würfe sind dann angesagt. Mit zunehmender Wurfanzahl werden die Fische sowieso in Richtung Seemitte gedrängt und man kann sie dort befischen, wenn sie sich dann auch wirklich dort aufhalten. Diese generelle «Bergseeregel» gilt im Fall der Schwärziseeli vor allem für den oberen, grossen See. Doch auch das mittlere und das untere Seeli sollten nicht zu ungestüm befischt werden.
Gummis kennen die Bergseefische nicht
Put and Take
Die Urner Fischereiverwaltung besetzt die drei Seen in der Regel mit etwa 200 Jährlingen. Das hört sich nach nicht besonders viel an, macht aber in derart nahrungsarmen Gewässern durchaus Sinn. Der Ertrag liegt in einer ähnlichen Grössenordnung und bestätigt somit die Bewirtschafter in ihrem Tun.
Die Bergseefischerei ist natürlich nicht nachhaltig. Die Fische werden besetzt um gefangen zu werden. Das ist bei solchen Hochgebirgsseen nicht anders als in jedem kommerziellen Forellensee. Im Gegensatz zu normalen Forellenteichanlagen mit gepflasterter Zufahrt, Filetierstationen und Kiosk bieten die Hochgebirgsseen aber ein ganzheitliches Erlebnis. Ein Ausflug zu einem Bergsee auf 2600 m. ü. M. ist mit ein wenig Aufwand verbunden und muss geplant werden. Das Wetter sollte auf jeden Fall stimmen. Ein starkes Gewitter ist nicht nur ungemütlich, sondern kann auch gefährlich werden.
Da oft die frühen Morgenstunden die aussichtsreichste Fischerei bieten, solltest Du früh aufstehen. Bedenkt man bei den Schwärziseeli die Anfahrt auf den Furkapass und den rund einstündigen Marsch, kann das im Juli durchaus Tagwache um drei Uhr morgens bedeuten. Wenn Du dann bei aufgehender Sonne vor einer traumhaften Bergkulisse eine schöne Forelle fängst, wirst Du für alle Anstrengungen aber mehr als entschädigt.
Im oberen Schwärziseeli kommen neben Regenbogenforellen auch Namaycush vor
FAKTENBOXTipps und Tricks Viele Köder fangen Klein ist auch fein Nur die Fliege fängt Die Fliege fängt einfach nicht
Sanfte Landung
Fischen macht hungrig |
Geografische Lage
Furkapass/Uri/Schweiz
Oberes Schwärziseeli 675.960/157.240
Mittlers Schwärziseeli 676.150/157.390
Unteres Schwärziseeli 676.150/157.390
Die drei Bergseen sind ab der Furkapasshöhe auf einem Wanderweg in gut einer Stunde erreichbar. Bedingt durch die Höhe von 2650 m. ü. M., werden die Seen oft erst im Juli komplett eisfrei.
Patent
Um an den Bergseen und Bergbächen im Kanton Uri fischen zu können brauchst Du mindestens ein 3-Tagespatent (SANA-pflichtig). Ein Patent erhältst Du online unter: https://one.secutix.com/tnsa7/live/shop/URI/INTERNET/ts/event/index.php
Weitere Ausgabestellen findst Du unter: http://www.ur.ch/de/verwaltung/dienstleistungen/?dienst_id=3636&highlight=patent
Karten: © OpenStreetMap-Mitwirkende, SRTM | Kartendarstellung: © OpenTopoMap (CC-BY-SA)
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