FLUSSRÄUBER – MIT SCHWARZEN PUNKTEN

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Flussforellen, Praxistipps auf Forellen im Fluss, Bachforellen, Saisonstart 1. Februar, Diessenhofen, Linthkanal, Reuss, Alpenfischer, Petri-HeilEs ist neblig und kalt draussen und nur wenige Leute gehen jetzt freiwillig aus dem Haus. Doch wir Fischer sind seit Tagen kribbelig und leben von der Vorfreude auf die anstehende Forelleneröffnung – die Kälte… egal. An zahlreichen Flüssen im Alpenraum liegt der Eröffnungstag im März oder sogar erst im April. Doch bei einigen wiederum ist er bereits im Februar –  also los gehts…

Text: Pascal Bader, Bilder: Nino von Burg, Pascal Bader

An diesem Eröffnungsmorgen stimmt eigentlich alles, der Wasserstand ist tief und es gibt eine sehr geringe Trübung. Es ist noch stockdunkel, als ich aus dem Haus gehe, und auch als ich zwanzig Minuten später am Fluss ankomme, herrscht immer noch Nacht. Ich bin also genau richtig in der Zeit, denn die ersten Würfe möchte ich nicht machen, wenn es hell wird, sondern davor. Mit Stirnlampe und dicken Winterboots stapfe ich über die schneebedeckte Wiese zu meiner Lieblingsstelle, hier fällt der Gewässergrund über eine Diagonale ab und es gibt nachfolgend eine Vertiefung. Genau hier stehen immer wieder gute Forellen im Strömungsschatten am Grund. An der Stelle konnte ich schon manche Flussforelle überlisten.

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Das Wasser ist eiskalt, doch die Farbe stimmt. Konzentriertes Fischen bringt den Biss.

So muss das sein

Die Rute ist natürlich eingerichtet und das Köderfischsystem vormontiert. Ich muss lediglich noch den toten Köderfisch aufziehen. Den ersten Wurf mach ich absichtlich sehr kurz, um zu sehen, wie der Köderfisch läuft und ob das Gewicht des Systems für den Wasserstand passt. Den zweiten Wurf mach ich ein wenig weiter, um ein Gefühl für den Gewässergrund zu bekommen – doch kaum erreicht mein Köder den Grund, da schlägts schon ein! Ohne anschlagen zu müssen biegt sich die Rute durch und wippt in den schönsten Frequenzen.Das ging ja flott, die Forelle vermag mit ihren Fluchten die Bremse ein wenig zum Knarren zu bringen. Es gelingt den Fisch im Dunkeln sicher zu behändigen, mit seinen 45 Zentimetern ein guter Fisch.

Am Grund spielt die Musik

Erfahrungsgemäss macht es keinen Sinn deinen Köder irgendwo anders als direkt am Grund anzubieten. Er muss über Kies und Steine geführt werden, so dass er ständig auf Maulhöhe der Forellen liegt. Bei dem kalten Wasser im Winter kommen die Forellen kaum in obere Wasserschichten, um deinen Köder zu packen. Das Allerwichtigste ist also die Führung des Köders – Du machst lieber wenige und kurze, dafür sauber geführte Würfe.

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Der Angelkollege hat bereits die erste Forelle am Haken…

Quer stromauf, dann fallen lassen…

Für jeden Wurf musst du einen kleinen Plan haben. Blind irgendwohin zu werfen bringt nichts. Schau dir die Strömung an und schätze die Tiefe, dann nimm dir vor den Köder auf den Grund zu bringen. Mit kurzen Würfen legst Du los, dann verlängerst Du sie. Dies gibt dir das Gefühl für deinen Fluss. Meistens ist ein Wurf stromauf nötig, lass dann den Köderfisch an der lockeren Schnur fallen, kurz bevor er am Grund aufprallt, spannst Du die Leine ein wenig. Du spürst nun den Aufprall – verkürze die Schnur und halte die Spannung solange der Köderfisch über den Grund rollt. Gelegentlich zupfst Du ihn leicht an, vor allem wenn er den Boden berührt. Irgendwann wird der Strömungsdruck zu hoch und der Köder hebt ab. Du kannst jetzt langsam Leine «nachfüttern» oder aber langsam einkurbeln, bis der Köder sich auf deiner Flussseite unterhalb von dir befindet. Zupfe ihn nun verführerisch bis zu dir.

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… und schliesslich auch in den Händen. Die erste Forelle der Saison ist etwas Spezielles.

Ein Biss kann so heftig sein, wie derjenige, den ich beschrieben habe. Doch die meisten Bisse sind viel sanfter. Einige feine Zupfer oder ein langsames Ziehen sind potenzielle Anzeichen. In dem Fall unbedingt ein wenig Geduld zeigen – gib der Forelle Zeit sich den Köder zurechtzudrehen – entspanne die Leine für eine oder zwei Sekunden – dann nimm wieder Fühlung auf – spürst Du Widerstand, dann schlag an. Es wird auch so häufig vorkommen, dass zwar der Köderfisch zerfetzt oder verschwunden ist, doch die Forelle den Haken ausweichen konnte. Ich frag mich Jahr für Jahr wie das genau vor sich geht, doch es ist eine Tatsache.

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So sieht ein Köderfisch nach einem Fehlbiss der Forelle aus. Es ist schier unglaublich, aber trotz der beiden Drillinge hängt die Forelle nicht.

Weiter gehts…

Ich fische noch eine Weile an derselben Stelle weiter, denn die hab ich noch längst nicht vollständig abgefischt. Nachdem ich die Wurflänge schrittweise verlängert habe, bin ich am anderen Ufer angelangt. Hier befindet sich eine ganz heisse Stelle, denn oft stehen die Forellen im Uferbereich in der etwas langsameren Strömung oder direkt am abfallenden Grund. Ich versuche den Köder nur einen Meter vom Ufer aufprallen zu lassen, mit ein paar Kurbelumdrehungen verkürze ich die Leine. Der Köderfisch torkelt genau dem abfallenden Grund entlang als wiederum ein harter Biss kommt. Wieder hängt der Fisch nach einem schnellen Anhieb. Diesmal rumpelts deutlich intensiver, sofort halte ich die Rute flach, um einen Sprung der Forelle zu vermeiden. Ich denke die hat bestimmt über einen halben Meter – doch es gelingt dem Fisch sich auf halbem Weg den Köder abzuschütteln, indem er mit der Schnauze im Kies wühlt. Na, ja, das passiert eben… er soll auch seine Chance haben.

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Hier hat eine Seeforelle zugeschlagen. Den Köderfisch am Tirolersystem hat sie locker inhaliert.

Niedrige Voralpenflüsse

Der Winter ist meistens die einzige Jahreszeit, in der die grossen Voralpenflüsse niedriges Wasser führen, so niedrig, dass eine sinnvolle Forellenfischerei möglich ist. Der Frühling lässt die Wasserpegel durch das Schmelzwasser stark ansteigen. Flüsse wie der Alpenrhein oder der Inn sind dann nicht mehr fischbar. Im Februar oder im März ist die Laichzeit der Forellen längst vorbei und die Fische haben sich davon regeneriert. Das kalte Wasser, meistens knapp über dem Nullpunkt, macht ihnen nichts aus. Einzig die Beisszeiten sind kürzer als im wärmeren Wasser. Doch wenn sie den Stoffwechsel mal hochfahren um zu fressen, dann packen sie vehement zu.

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Die Bisse sind in der Regel rar, doch wenn sie kommen, sind sie knallhart. Kurz vor der Landung geht die Forelle gerne verloren.

Die Spannung nimmt ab

Nach dem Verlust der grossen Forelle verlasse ich die Stelle und wandere fischend den Fluss aufwärts. Nach einer kleinen Forelle, die ich zurücksetze steigt nochmals eine 40er ein, die ich erfolgreich landen kann. Später treffe ich auf einen Angelkollegen, der ebenfalls seinen Eröffnungsfisch vorweisen kann.

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Glück gehabt – eine tolle Forelle ist im Trockenen.

Das Tageslicht hat sich inzwischen durchgesetzt und auch die Sonne drückt durch die Wolken. Zeit für eine Kaffeepause, denn auch die Forellen scheinen kein Interesse mehr zu haben an unseren Ködern. Der Fischermorgen ist gelaufen doch gegen Abend lohnt sich ein weiterer Versuch. Die Stunde der Abenddämmerung kann sich nochmals lohnen.

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Das Ergebnis eines Eröffnungsmorgens. Wenn es nur immer so erfolgreich wäre.

Faktenbox

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Stichwort Köderfischsystem

An meinem Fluss scheint mir das bekannte Tirolersystem das geeignetste zu sein. Andere Fischer bevorzugen auch andere Systeme. Du musst dich einfach damit gut zurechtfinden und Vertrauen haben. Die Führung eignest Du dir mit der Zeit an – jeder Wurf macht dich ein wenig erfahrener. Ich habe mir für das Tirolersystem eine alternative Montage angeeignet. Damit ist der Köderfisch schneller fixiert und rutscht weniger schnell vom Bleikopf, als bei der üblichen Montage.

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Flussforellen, Praxistipps auf Forellen im Fluss, Bachforellen, Saisonstart 1. Februar, Diessenhofen, LinthUnd für alle die diesen Artikel im Magazin-Layout sich vorlesen lassen möchten, finden ihn ab Seite 22 in Ausgabe 5 – Januar/Februar 2017

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