EINE ETAGE TIEFER

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Nur während einer kurzen Zeit im Jahr sind die Raubfische, die wir fangen möchten, nahe der Oberfläche. Meistens befinden sie sich eine oder sogar zwei Etagen tiefer. Wenn der Herbst beginnt ziehen sie sich langsam in immer tiefere Wasserschichten im Freiwasser zurück. Im grossen Voralpensee sind sie dabei aber immer schwieriger aufzuspüren. Mit der passenden Schlepptechnik gelingt dies aber meistens zuverlässig.

Text und Bilder: Pascal Bader

Folge den Beutefischen, dann findest Du deinen Raubfisch. Die Barsche tun dies besonders auffällig. Auf dem Echolot sieht man kaum einen Schwarm Beutefische ohne lauernde Räuber in der Nähe. Ob sie dabei auf unsere Köder ansprechen ist aber leider nicht garantiert, ja meistens sogar eher unwahrscheinlich. Manche sind eben schon satt und bleiben bis zum nächsten «Hungerast» der Einfachheit halber in Sichtdistanz zu ihrem nächsten Mahl. Andere beissen nicht, weil sie den «fake» unseres Köders wittern oder wir einfach falsch auf sie fischen.

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Die Drahtlitze wird über den Rollenbügel geführt. Daran hängt das Tiefseeblei. Fängts an zu schütteln haste einen.

Mit der Tiefseerolle

Um nun die beissfreudigen Barsche und auch Hechte aufzuspüren, solltest Du als Schleppfischer die Region, wo Du die Fische vermutest, grossräumig abfahren. Bald erkennst Du auf dem Echolot, ob es Schwärme von Beutefischen gibt und wie tief sie sich ungefähr aufhalten. Ideal dafür ist die «Tiefseerolle», die es im Alpenraum und besonders in der Schweiz schon gab, als der Downrigger und andere Tiefschlepp-Techniken erst in Nordamerika so langsam ihren Siegeszug antraten.

Das Prinzip ist einfach – ein dünnes Drahtseil wird mit einem Blei von ein bis zwei Kilogramm Gewicht in die Tiefe gelassen. An mehreren Stellen am Seil werden nun kurze Leinen (Zügel) eingehängt. An den Leinen sind die Köder, meistens Spinner angebracht. Das Drahtseil wird von der Rolle über einen federnden Bügel geführt, der die Bewegung des Boots dämpft und gleichzeitig die Bisse anzeigt. Mit einer kleinen Glocke, welche am Bügel montiert ist und bei Vibrationen «loslegt», hörst Du die Bisse sogar.

Sobald Du Bisse bekommst, solltest Du die Region enger abfahren – mit den kurzen Zügeln (drei bis sechs Meter lang) geht das problemlos. Manchmal kann es auch Sinn machen, den exakten Punkt der Aktivität als Weg-Punkt im Kartenplotter zu speichern, sofern Du diese Möglichkeit hast. So kannst Du gezielt eine Schule Barsche befischen.

Wie tief?

Barsche und besonders auch Hechte greifen ihre Beute meistens von unten an. Falls Du nun mit mehr als einem Köder schleppst, dann sollte der unterste nicht tiefer laufen als die tiefsten Fischsignale auf dem Echolot. Wenn Du dein Echolot entsprechend sensibel einstellst, dann siehst Du permanent wie tief deine Köder laufen.

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Deutlich Signale auf dem Echolot. Auf 10 Meter Tiefe ist eine Gruppe mit Barschen auszumachen.

Meistens schleppt man mit zwei oder drei Ködern übereinander. Der unterste und der oberste sollten also in etwa den Bereich abdecken, in dem sich die Beutefische und demzufolge auch die Barsche befinden. Die Abstände stellst Du mit den schraubbaren Einhängern ein. Bei mir ist der Abstand meistens etwa zwei Meter. So decke ich mit drei Ködern eine Wasserschicht von vier Metern ab, also gerade etwa so viel wie ein durchschnittlicher Beutefischschwarm ausmacht.

Halte die Gewässertiefe immer im Auge, es macht zwar nichts, wenn Du mit dem Blei den Grund berührst, doch du riskierst dabei, dass es irgendwo hängen bleibt – nicht gut! Auch Netze von Berufsfischern sind eine Gefahr, immer schön aufpassen und auf Markierungen achten!

Druck machen

Es gibt für die Fischerei mit der Tiefseerolle spezielle Tiefseespinner. Sie haben im Gegensatz zu «normalen» Spinnern keinen massiven Körper aus Messing, sondern lediglich ein Spinnerblatt, einen Mitteldraht mit einigen Perlen drauf und natürlich den Haken. Sie brauchen das Messinggewicht nicht, da sie nicht mit der Rute geworfen werden müssen. Ausserdem sinken sie dadurch nur langsam ab und Du weisst immer wie tief sie laufen.

Ein dicker Barsch hat den Tiefsee-Spinner genommen. Nicht zuletzt wegen der Maden auf dem Haken.

Ein dicker Barsch hat den Tiefsee-Spinner genommen. Nicht zuletzt wegen der Maden auf dem Haken.

Spinner erzeugen mit ihrem schnell rotierenden Blatt entsprechende Druckwellen im Wasser. Das Flackern des Spinnerblatts zusammen mit den Druckwellen provoziert die neugierigen Barsche. Ob sie jeweils zubeissen, ist nicht garantiert, doch oft folgen sie den quirligen Ködern. Den Reiz erhöhen, kannst Du, indem Du auf den Haken frische Maden aufspiesst. Diese geben dem Spinner ein wenig mehr Stabilität und vor allem sorgen sie für eine Geruchsspur. Es gibt kaum jemanden, der ohne die Maden schleppt. Alternativ kannst Du aber auch künstliche, anstelle von echten Maden verwenden, funktioniert ebenso gut und Du musst dich nicht jedes Mal um die Beschaffung der schnell verderblichen Maden kümmern. Dabei empfehlen sich die Kunstmaden von Berkley besonders. Sie enthalten Geschmacksstoffe und sind sehr weich.

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Fängst Du einen – so fängst Du auch einen zweiten.

Sanft hochkurbeln

Du hast im Gegensatz zum Fischen mit der Spinnrute nicht den direkten Fischkontakt. Umso mehr solltest Du darauf achten, beim Hochkurbeln eines Fisches die Ruhe zu bewahren. Dreh auf keinen Fall zu schnell hoch, sondern lass den Fisch erst mal seine ersten Fluchten ausführen. Hast Du den Zügel mit dem Fisch in der Hand, so ziehst du ihn mit moderatem Zug zu dir. Barsche kannst Du einfach ins Boot heben, doch einen «dicken» möchtest Du nicht verlieren – deshalb: Ein langer Kescher sorgt für weniger Fisch-Verluste hinter dem Boot.

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