Die Regenbogenforelle: Von der Königin aus Nordamerika zum gottverdammten Spielball der Fischergemeinschaft
Der Mensch spielt gerne Gott. Dass er darin nicht besonders gut ist, zeigt sich eindrücklich am Beispiel der Regenbogenforelle: Eine wilde und gesunde Regenbogenforelle ist im Drill eine geballte Naturgewalt. Die meisten «Zuchtvarianten» dagegen können im besten Fall auf dem Grill einigermassen mithalten. Zu häufig sind sie für ein Leben in der Natur nicht gewappnet. Was soll eine Zuchtforelle mit verkrüppelten Flossen und leerem Magen denn auch machen, wenn ein Hochwasser oder der Winter kommt?
Auf sicher kommt immer ein nächster Lastwagen, ein Helikopter oder ein Mann mit zwei grossen Eimern. Diese Retter der Stunde machen alle Verluste wieder vergessen. Auf diese Weise wird der unendliche Hunger von uns Fischern Jahr für Jahr gestillt. Der Besatz von Regenbogenforellen hilft davon abzulenken, dass die Bestände unserer heimischen Salmoniden zusammengebrochen sind. Mit beeindruckenden Fangbildern lässt sich eine heile Welt aufrechterhalten, die an vielen Gewässern gar nie existiert hat. Das ist eine Feststellung und auf keinen Fall ein Vorwurf an eine Personengruppe. Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen (siehe erstes Foto)!

Der euphorische Autor wieder mal mit einer besetzten Regenbogenforelle
Es stellt sich die Frage, ob unsere Strategie mit der Regenbogenforelle in der heutigen Zeit noch vertretbar ist. Das Thema Nachhaltigkeit ist in der Allgemeinbevölkerung zunehmend präsent geworden. An einem Put-and-Take Gewässer spielt Nachhaltigkeit dagegen keine Rolle. Dort interessiert uns höchstens der Wochentag, an dem der Lastwagen endlich mit neuen Regenbogenforellen angerollt kommt. Ein stärkerer Befischungsdruck hat prinzipiell nur zur Folge, dass ein grösserer Lastwagen benötigt wird. Wer will denn schon einen erfolglosen, unzufriedenen oder weinerlichen Fischer sehen? Es ist ein Teufelskreis, in dem die Kreatur Fisch keine Rolle mehr spielt. Ein Blick auf die Flossen oder in den Magen eines Fisches reicht meistens, um mit Sicherheit sagen zu können, dass man Teil eines solchen Teufelskreises ist. Besonders bedauerlich, wenn diese Feststellung in einem Gewässer gemacht werden muss, in dem von einer intakten Naturverlaichung ausgegangen werden darf.

4 Jahre Teichfutter –
Regenbögler wachsen schneller als Bachforellen.
Bei allem Respekt vor dem grossen Engagement der Pächter, der freiwilligen Helfer und der Fischzüchter sollte doch folgende Frage immer wieder aufs Neue beantwortet werden: Wo und in welchem Ausmass macht in der heutigen Zeit ein Fischbesatz Sinn und wo sollten wir einfach wieder Mutter Natur Gott spielen lassen?
Mit besten Grüssen
Oli von Burg
Du hast den letzten Artikel zu diesem Thema verpasst? Hier ist er!
Dir ist der Sinn nach echten, wilden Regenbogenforellen? Dann gefällt dir bestimmt der Bericht inkl. Video über das Fischen im Yellowstone Nationalpark https://www.alpenfischer.com/fischen-im-yellowstone-nationalpark/
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