DIE ÄSCHEN-FLÜSTERER

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Äschen mit der Rute zu fangen ist eine schwierige Sache. Noch komplizierter gestaltet sich die Vermehrung des Edelfischs. Der Fischereiverein Werdenberg betreibt seit 15 Jahren eines der ganz wenigen erfolgreichen Nachzuchtprogramme. Wir durften hinter die Kulissen schauen.

Nino von Burg

Das Interesse an der Arbeit der Werdenberger Fischer ist verständlicherweise gross. Unter anderem hatte der Hitzesommer 2003 die Äschenbestände in vielen Flüssen stark dezimiert und machte ein «Nachhelfen» notwendig. Aus allen Himmelsrichtungen kommen deshalb Fischzüchter an den Binnenkanal um vom Know-how der Werdenberger zu profitieren.

Beste Voraussetzungen

Auf den ersten Blick wirkt die in Sevelen unweit vom Werdenberger Binnenkanal gelegene Fischzucht relativ unspektakulär. Die Infrastruktur unterscheidet sich kaum von anderen Anlagen, die das gleiche Ziel verfolgen. Das von einem kleinen Bach abgezweigte Wasser durchströmt verschiedene Becken und Rundstromtröge. Das Quellwasser von bester Qualität bietet den Muttertieren und dem Nachwuchs ideale Lebensbedingungen. Bemerkenswert: Die Anlage wurde komplett von den Vereinsmitgliedern erbaut. Unter ihnen befinden sich Schreiner, Schlosser und viele andere Baufachleute.

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Hier wird das wertvolle Quellwasser abgezweigt...

Natürlich bildet eine funktionierende Infrastruktur nur die Grundlage für den Zuchterfolg. Ein grosses Wissen über die Biologie der Fische, eine ausgesprochen gute Beobachtungsgabe und vor allem die Bereitschaft hunderte Stunden Fronarbeit zu leisten, sind mindestens so bedeutend. Das alles scheint bei den Werdenbergern zusammen zu kommen. Als Spitze des «Eisbergs» könnte man Marcel Göldi und Christian Schwendener bezeichnen. Auch wenn sie stets auf das starke Kollektiv  und die vielen Freiwilligen Helfer verweisen, tragen sie die Hauptverantwortung und koordinieren das Projekt.

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…und hier sprudelt es in die Hälterungsbecken

Pionierarbeit

Äschenzucht ist nicht gleich Bachforellenzucht. Über das Vermehren von Bachforellen gibt es viel Literatur und das nötige Wissen wird in Lehrgängen vermittelt. Die Äschenzucht hat hingegen keine grosse Tradition und wird in einem viel kleineren Umfang betrieben. Dies veranlasste Marcel Göldi quer durch Europa zu reisen um das nötige Know-how zusammenzutragen. Immer wieder hält er fest, dass man in diesem Bereich nie ausgelernt hat. Rückschläge blieben und bleiben nicht aus.

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Marcel Göldi beim Abstreifen der laichreifen Äschen. Hier ist grösste Sorgfalt geboten.

Jedes Jahr beginnt die Gratwanderung von neuem.  Das Äschenweibchen ist nur 4 Tage lang reif. Gutes Timing ist zwingend. Beim Streifen ist höchste Aufmerksamkeit geboten. Die Schleimhaut der Fische ist während der Laichzeit extrem anfällig. Trotz Vor- und Nachbehandlung überlebt ein beträchtlicher Teil der Tiere die Eiabnahme nicht. Diese Verluste muss man in Kauf nehmen.

Sind die Äschen einmal geschlüpft und der Dottersack aufgebraucht, kommt die nächste heisse Phase. Die Äschenlarven müssen nun beginnen Nahrung aufzunehmen. Ein Knackpunkt ist hier das Futter. Die Werdenberger haben kein Plankton und sind deshalb von Anfang an auf Kunstfutter angewiesen. Die Äschen brauchen sehr fettarme Nahrung. Da die meisten Futtermittel auf die Bedürfnisse von Forellenmastbetrieben ausgelegt sind, ist die Auswahl sehr klein. Auch verschiedene Krankheiten erschweren die Aufzucht. Wenn die Äschen nach vier Monaten eine Länge von acht bis zehn Zentimeter erreicht haben, werden sie ausgesetzt. Der FV Werdenberg beliefert verschiedene verschieden Reviere im Einzugsgebiet.

Wie und warum

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In den Zugergläsern entwickeln sich die befruchteten Eier. Natur (orange, Befruchtungsquote 90%) und Zucht gelb (Befruchtungsquote 50 – 60%) im Vergleich.

Die Diskussion über einen «sinnvollen Besatz» hat auch in Sevelen ihre Spuren hinterlassen. So hat zum Beispiel die Genetikdebatte dazu geführt, dass die Werdenberger Äschen nur noch oberhalb des Rheinfalls besetzt werden dürfen. Die Produktion wurde in der Folge halbiert.

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Tausende Äschenlarven tummeln sich im Rundstromtrog. Hier wird gefuttert und gewachsen.

Um einer Verkümmerung des Genpools entgegenzuwirken, werden in regelmässigen Abständen im Fluss gefangene Muttertiere und Jungäschen in die Zucht integriert. Dass man am Werdenberger Binnenkanal auf die heute zum Teil umstrittene Muttertierhaltung setzt, hat plausible Gründe. Zum einen wäre der Arbeitsaufwand für Laichfischfang enorm gross. Die Äschen werden in der Natur nicht alle gleichzeitig reif. Man müsste also rund einen Monat lang mit dem Elektrofanggerät an den Gewässern patrouillieren um eine gute Ausbeute zu erzielen. Ein zweiter triftiger Grund ist die Schonung der Laichplätze. Viele Werdenberger Äschen laichen in den zum Teil winzigen Zuflüssen und Nebengerinnen des Binnenkanals. Beim Laichfischfang würden viele Laichplätze Schaden nehmen. Und wenn es jemanden gibt, der noch mehr von Äschen versteht als die Werdenberger Fischer, dann ist es die Natur.




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