DER QUERDENKER

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Zeichnung: Tanja Binder

Diese Tage ist die Schlagzeile «Blutiges Wal-Gemetzel auf den Färöer-Inseln» zu lesen. Und dass dabei sogar Kinder mitmachen, lässt das Fass der Empörung gänzlich überlaufen.

Dass der englische Tourist (22), welcher diese für ihn unglaublich schockierenden Bilder verbreitet hat, aus der Generation Snowflake* ist, lässt das Blut der Karnivoren in den Sozialen Medien zusätzlich in Wallung bringen.

Da lohnt es sich auch mal der Blutspur des normalen Hobbyanglers nachzugehen

Das Schneidbrett ist blutverschmiert, die Eingeweide und der Fischkopf liegen im Plastikeimer. Die Filets sind fein säuberlich geschnitten und küchenfertig pariert. Die Arbeit ist nun für die Einen erledigt und für die Anderen geht es erst los. Denn der «Abfall» im Plastikeimer wird zum Fundus fürs kleine Biologiestudium. Der mit Zähnen bewaffnete Kiefer wird rausgeschnitten, der Darm aufgeschnitten und die Nahrungsreste analysiert, die Augen aus dem Kopf gepult und die Druckfestigkeit überprüft. Dies alles ausgeführt von flinken Kinderhänden. Leicht schockiert über das Gemetzel (bei den Augen hört der Spass beim Autor auf), gerät der Betrachter in einen Zwiespalt. Ist das normal? Müsste man nicht mehr Ehrfurcht und Demut vor dem Leben haben? Oder lernen Kinder gerade so den Respekt vor der Kreatur?

Was ist daran so faszinierend? Warum war beim letzten Kindergeburtstag der «Schatz gefunden Höhepunkt» am Wägitalersee (CH) nicht der Fang, sondern das ausnehmen der Forellen? Nur da war die volle Aufmerksamkeit aller anwesenden Kinder zu spüren.

Instagram zieht da nicht

Auch ein erfolgreicher Angeltag mit mehreren Fischen, war für die Jungmannschaft jeweils zum vergessen, wenn kein Fisch im Kasten oder im Weidekorb landete, sondern wegen Schonzeit-/Mass oder anderen Gründen released werden musste. Da genügte kein Handybild, wenn der Fisch nicht berührt und gefühlt werden konnte. Damit kann wohl auch die Beliebtheit des Köderfischfanges bei Kindern erklärt werden – «Real fish first!»
So leuchtet auch ein, dass vermutlich kein Angler oder Anglerin als Catch & Release Anhänger geboren wird. Denn in jungen Jahren scheint es, sind wir eher archaisch unterwegs.

Sind C&R-Angler Schneeflocken?

Dennoch findet irgendwann im Anglerleben angeblich die Verwandlung zur Schneeflocke statt. Erste Anzeichen können dahin interpretiert werden, falls die Würmer, Maden und toten Köderfische den sterilen Kunstködern aus Gummi und Plastik weichen müssen. Oder die grünen Anglerklamotten in ein von Sponsorendruck überzogenes Papageienkostüm getauscht wird.

Postwendet werden leidenschaftliche C&R-Angler dem wie folgt entgegnen. «Alle Angler sollen scharf darüber nachdenken, ob nur mit toten Fischen ein toller Tag am Wasser möglich ist. Wer dies bejahe, müsse mit der Frage leben können, ob er entwicklungsmässig nicht doch etwas stehen geblieben ist…»

* Als Generation Snowflake (Generation Schneeflocke) wird in den USA die um 1990 geborene Generation bezeichnet, die oft als emotional hochverletzlich, psychisch fragil und wenig resilient wahrgenommen wird

Der Querdenker

Er nennt die Dinge beim Wort, betrachtet uns Fischer aus der Ferne, neigt zur Provokation und pointiert. Sind wir wirklich so, haben wir uns in unserem Tun verrannt?

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2 Kommentare

  1. Peter Kalman am

    Warum fange ich Fische, bereite ihnen Stress, verletzte sie (wenn auch meist minimal) wenn ich nicht einmal die Absicht habe sie als Nahrung zu verwerten? Das ist die Frage die sich C&R hardliner leider stellen lassen müssen. Aus Spaß? Des Sports oder des Wettkampfes wegen, mit Fischzähler an der Weste …. Zu Lasten eines Lebewesens? Das kommt nicht gut…und aus meiner Sicht liefert man damit nur Angelgegnern und sogenannten Naturschützern sehr starke Argumente gegen unser aller Passion. Klar gibt es genug Situationen wo ich C&R argumentieren kann. Beispielsweise wenn ich autochthone Fische release und Besatzfische verwerte. Aber als C&R Anhänger ist man nicht automatisch bei „den Guten“ — da müssen die Überlegungen schon ein wenig tiefer gehen. Der Angler muss entscheiden können, natürlich im Rahmen der Gesetze und Bestimmungen ob er einen Fisch verwertet oder wenn er z.b. Zu klein ist oder außerhalb eines „Küchenfensters“ oder selten… eben nicht. Im Vordergrund muss der waidgerechte Umgang mit den Fischen sein! Und da gibt es noch genug Potential. Ein langwieriges Foto der xten Forelle die ich dann, zwar ein wenig gequetscht und lädiert, ganz stolz zurücksetze hat mit Waidgerechtigkeit nichts zu tun.

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