DER QUERDENKER

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Zeichnung: Tanja Binder

Die Guten «Vegi-Angler»

Angeln, der neue Lifestyle, das neue Yoga für Männer, die «Streetfisher» als Hipster Völkchen mit Angelrute und schicken Outdoor Klamotten. Alle diese Trends kennen wir nun zur Genüge.

Die neue Bewegung, welche auf die Anglergemeinde zukommt,  ist aber wahrscheinlich erst dem aufmerksamen Beobachter aufgefallen. Aufgrund ihrer Vorliebe, nur Fische in makellosem Schuppenkleid  der Internet Community zu präsentieren und diese herrlichen Geschöpfe falls immer möglich, besser gleich in die Freiheit zu entlassen, ist diese «no blood Gilde» dennoch leicht zu identifizieren. Und sollten sie auf Bildern eines anderen Anglers stossen, welcher in ihrem Auge dem Fisch ein unrühmliches Ende gesetzt hat, obwohl mit der Absicht etwas auf dem Teller zu haben, wird diese «Schlacht» in den sozialen Foren strengstens protokolliert. Denn für sie ist jeder Bluttropfen Gift in der vollkommenen Ästhetik der Natur.  Obschon ihnen bewusst ist, dass das ausschliessliche Catch & Release weder gesetzlich erlaubt noch für die Nichtangler nachvollziehbar wäre, wird der Tod eines makellosen Fisches selten bis nie öffentlich zelebriert.

Mit dieser ethischen Grundhaltung fühlt sich das Angeln sicherlich noch unbeschwerter an. Dass man als «Guter» in der Anglerhierarchie aktuell medial zusätzlich etwas höher steht, ist eine nette Begleiterscheinung.

Alleine gegen appetitliche Fangbilder ist nichts einzuwenden und damit zollt der Fänger auch den nötigen Respekt dem Tiere gegenüber. Nur stellt sich dann die Frage, was diese Angler tatsächlich mit ihrem Fang anstellen. Es ist ja nicht jeder Fisch ein schützenswertes Muttertier oder sonst genetisch besonders wertvoll. Somit werden auch sie ziemlich sicher Fische entnehmen müssen. Nur liegt die Vermutung nahe, dass sie dem schizophrenen Beispiel der Fleischindustrie folgen. Heutzutage wird Fleisch vorwiegend in einer Form gekauft, wo das Tier nicht mehr erkennbar ist.

Ausser uns Anglern hat kaum jemand die Möglichkeit ein Tier auf kürzestem Weg und 100 % Bio als Nahrungsmittel zu geniessen.  Auch haben wir die Chance es von «Kopf bis Schwanz» zu verarbeiten, oder wer kauft schon eine ganze Kuh?

Leiden diese Angler folglich unter einer verschobenen Wahrnehmung? Essen sie womöglich lieber ein Kaninchenfilet aus qualvoller Massentierhaltung? Ist ihre Wertschätzung den Fischen gegenüber so viel grösser, dass sie lieber einem Säugetier zwischen die Augen ballern? Fisch released – Hase geköpft? Wo bitte ist da die Moral?

Total falsch werden sie lächelnd entgegnen, wir sind alles Vegi-Angler!

Der Querdenker

Er nennt die Dinge beim Wort, betrachtet uns Fischer aus der Ferne, neigt zur Provokation und pointiert. Sind wir wirklich so, haben wir uns in unserem Tun verrannt?

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