DER QUERDENKER

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Seeforelle, 6,3 kg, gefangen am 17.01.16, lautet die Fangmeldung. Blitzschnell beginnen die Synapsen im Gehirn zu tanzen, wie die Maifliegen an einem  warmen gewittrigen Frühsommerabend. Ein Impuls folgt dem nächsten. Wo genau wurde die Seeforelle gefangen – mit welchem Köder – in welcher Tiefe – zu welcher Tageszeit? Es ist wie in einem Film, welcher diese Fragen vor dem inneren Auge abspulen lässt. Doch nur kurze Zeit später drängt sich die Frage auf, wieso wurden sie nicht gleich zusammen mit dieser Fangmeldung beantwortet? Oder interessiert dies womöglich nur einen kleinen Teil der Leser?

Um etwas Licht ins Dunkel zu bringen, müssen wir die beiden involvierten Lager etwas genauer betrachten.  Die Leserschaft ist weiss Gott brennend an allen möglichen Details interessiert, wenn es ums «Fangen»  geht. So mancher Autor bekam den Vorwurf, wieso denn nicht alle Finessen und Details beschrieben werden, regelmässig zu hören. Ja, man solle doch bitte die Hosen runterlassen, war einer der harmloseren Beschimpfungen. Aber probierte der selber detailversessene Journalist sich bei der Recherche diese Infos zu beschaffen, stiess er zwangsläufig auf taube Ohren. «Du, sorry, nein, wo genau kann ich nicht sagen, sonst stehen morgen zwei Reisecars voll mit Fischern an meinem Platz. Und der Erfolgsköder ist Marke-Eigenbau. Aber sonst kann ich dir schon mal meine Methode im Detail zeigen».  Im Klartext hiess das selbstverständlich nie, oder falls überhaupt, dann sicher ohne die ganz heissen Tipps.

Man kann natürlich einwenden, dass das Verhältnis in den letzten Jahrzenten etwas unfair verteilt war. Viele Leser vs. wenige «Schreiberlinge». Dies hat sich in der Gegenwart natürlich fundamental geändert. Praktisch jeder ist nun Mitglied in einem Blog oder auf Facebook. Endlich können die «freien-Journis» das in die Tasten hauen, sprich auf den Bildschirm publizieren, was sie selber schon immer zu lesen wünschten. So ist man versucht aus Vorfreude einen riesen Dank an die neue Medienwelt zu senden!

Die Hoffnung war auf jeden Fall gross, die Hot-Spots und Top-Köder und alle weiteren Erfolgsgaranten für kapitale Fänge im Internet zu finden. Doch die Ernüchterung folgte rasch. Blieben doch ausser den Selfies der stolzen Fischer mit ihren Fischen und vielsagende Kommentare wie «So geil die Flosse – wau es läuft was – mein Rekord-Barsch – Hechtdame C&R – schöner Drill» keine tiefen Spuren im WWW zurück. Die «Like und Emoticons» Kränzchen folgen trotzdem unverzüglich sowie auch Kommentare. Wo hast den gefangen? Welcher Köder? Das Spiel wiederholt sich und nur selten geht der «Post-Verantwortliche» in die Offensive und liefert die Details. Üblicherweise gilt eisiges Schweigen.

Da hätten wir also die Möglichkeit jedem und jederzeit unsere Fischer-Erlebnisse detailgetreu zu vermitteln, aber wir tun es nicht. Wieso wohl? Tief in uns drin geht es nämlich noch richtig archaisch zu und her. Wir dürfen doch unsere Futterplätze nicht einfach verraten. Wir müssen das Überleben unserer Sippe unter allen Umständen sichern. Wir geben die «Insider-Informationen» deshalb auch nur im kleinen Kreis weiter. Das war schon in der Steinzeit üblich und ist bis heute bei den «Pilzlern» und vielfach auch bei den Fischern so geblieben.

Somit bis bald mal – im Pelz und die Keule schwingend an der Fleisch-Theke….

 Herzlichst, Euer «Querdenker»

Sprecher: Nino von Burg
Zeichnung: Tanja Binder

Der Querdenker

Er nennt die Dinge beim Wort, betrachtet uns Fischer aus der Ferne, neigt zur Provokation und pointiert. Sind wir wirklich so, haben wir uns in unserem Tun verrannt?

«Auch du kannst ein Querdenker sein; schick uns deinen Text, anonym, wenn du möchtest.»

 

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