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«Pass auf! Die Fischerei auf Meerforellen im Salzwasser macht süchtig.» Korrosionsbeständige Haken, ein Schusskorb und die Fliegenschnur mit Intermediate-Keule hatten mein Vorhaben eindeutig verraten. Was der Fischereiartikelhändler zu diesem Zeitpunkt schon wusste, sollte ich einige Wochen später gemeinsam mit meinem Bruder Oli selbst erleben.

Text, Bilder und Film: Nino und Oli von Burg

Die Vorbereitungen auf den Trip nach Zealand (Dänemark) nahmen einige Zeit in Anspruch. Das hiess in erster Linie fliegenbinden, fliegenbinden und fliegenbinden. Obwohl ich weder ein talentierter noch ein begeisterter Fliegenbinder bin, will ich meine Fliegen nach Möglichkeit immer selber binden. Es ist weniger der Preis von gekauften Mustern, als viel mehr der Stolz, wenn man auf einen selbst hergestellten Köder einen Fisch fängt. Dass meine erste Pattegrisen bereits einen Shrimp erahnen liess, motivierte mich zusätzlich. Bald schon leuchtete meine Fliegenbox in Rosa und Pink. Eine weitere Box musste her. Und auch diese war bald mit allerlei Meerforellennahrung gefüllt. Zum Glück ist Oli am Bindestock noch unfähiger als ich und so durfte ich auch seine Fliegenbehälter noch passend ausstatten.

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Olis erste schöne Mefo auf Fliege fühlt sich gut an.

Abflug

Dann war es endlich soweit. Frühmorgens hob der Flieger ab in Richtung Kopenhagen. Auf dem Flughafengelände folgte dann die erste Überraschung. In Dänemark zahlt man mit Kronen. Stundenlang hatten wir uns im Internet informiert, welches Fliegenmuster zu welchem Zeitpunkt an welchem Ort am besten funktioniert. In welcher Währung man an unserem Zielort einen Kaffee bezahlt, wussten wir aber nicht.

Mit ein paar hundert Kronen vom Bankomat im Sack fuhren wir im Mietauto zu unserer Unterkunft wo Niels, unser Guide für den ersten Tag, wartete. Reist man wie wir Mitte April zum Meerforellenfischen nach Zealand, braucht man Infos aus erster Hand. Beissen die Forellen schon an der Küste, oder ist im Fjord mehr los? Der Frühling liess dieses Jahr etwas auf sich warten und so wollten wir im Fjord starten.

Olis erste schöne Mefo auf Fliege fühlt sich gut an.

Keld im Drill mit einer guten 50er-Meerforelle. Platz ist genug – Zeit ist genug…

Die Bedingungen waren nicht ganz ideal. Spiegelglatt lag der Fjord am ersten Spot vor uns. Perfekt für ein kleines Einwerfen, aber suboptimal um eine der scheuen Meerforellen zu überlisten. Trotzdem waren wir natürlich mehr als heiss darauf endlich die Wathosen nass zu machen. Voll konzentriert schleuderten wir die Shrimpimitationen in Richtung Horizont und strippten sie so schnell es ging wieder ein. Schon nach wenigen Minuten war Olis Rute krumm. In etwas mehr als 15 Metern Entfernung sprang eine Meerforelle mehrmals hoch aus dem Wasser. Nach dem vierten Sprung war sie weg. Obwohl wir den richtigen Anschlag im Rahmen der Vorbereitungen zumindest theoretisch verinnerlicht hatten, gelang er beim ersten Biss natürlich nicht. Beim Trockenfliegenfischen am Bergbach ist mehr als das Anheben der Rute nicht nötig, an der Küste sieht das etwas anders aus. Auf eine Distanz von 15 und mehr Metern hat die Fliegenschnur eine beträchtliche Dehnung. Der Anschlag muss aggressiv und mit gleichzeitigem Ziehen an der Schnur erfolgen, sonst verpufft die Energie irgendwo im Fjord. Es sollte nicht das letzte Mal sein , dass wir an unseren Bergbachreflexen scheitern. Niels grinste nur. Den «Alpenfischer-Anschlag» hatte er wohl nicht zum ersten Mal gesehen. So waren dann auch die ersten Forellen, die wir landen konnten, eher angehakt, als richtig gepierct.

Schnell zum Erfolg

Trotz der mittelmässigen Bedingungen konnten wir an diesem Tag einige Fische fangen. Die an der Oberfläche jagenden Meerforellen und die weiter draussen buckelnden Schweinswale rundeten den tollen ersten Tag ab und liessen uns nach dem Nachtessen erschöpft in den Federn versinken.

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Auch kleinere Fische sorgen für grosse Glücksgefühle.

Der zweite Tag begann etwas windiger. Wir fuhren wieder zur Stelle vom Vortag. Wie von Niels empfohlen, wollten wir den rund einen halben Kilometer langen Spot zügig abfischen. Das heisst in der Praxis: Einer fischt voraus, der andere folgt mit gut 20 Meter Abstand. Man wirft und bewegt sich strippend parallel zum Ufer weiter. Läuft eine halbe Stunde nichts, ist man am falschen Spot. So klapperten Oli und ich an diesem Tag ein paar von Niels empfohlene Stellen ab. Am Abend kehrten wir dann zum Ausgangspunkt zurück. Während ich keinen einzigen Zupfer verbuchen konnte, hatte Oli gleich mehrmals Fischkontakt und konnte kurz vor Einbruch der Dunkelheit einen gut 45 cm langen Silberbarren fangen. Unser Durchhaltewille wurde an einem sonst eher ereignisarmen Tag belohnt.

Ereignisarme Tage sind beim Meerforellenfischen in Dänemark relativ selten. Zu gut sind die Fischbestände, die von den Einheimischen gehegt und gepflegt werden. Es wird ein riesiger Aufwand betrieben um den Fischen den Aufstieg in die Auen zu ermöglichen, wo sie dank der Kieszugaben ausgezeichnete Laichplätze vorfinden. Im Gegensatz zu den deutschen Küsten, wo ebenfalls unzählige Fischer dem Trendfisch Nr.1 hinterherjagen, kann man die Meerforelle in Dänemark nicht als Fisch der 1000 Würfe bezeichnen. Dennoch sollte man mit den Erwartungen realistisch bleiben. Die meisten Fische, die man fängt, sind zwischen 35 und 45 Zentimeter lang. Keld, unser Guide am vierten Tag, beschreibt die Fangaussichten sehr bildlich. Er vergleicht die Erfolgschancen mit einer Pyramide: Für einen Fisch über 50 Zentimeter fängt man viele Forellen um die 40 Zentimeter. Dem Fang einer «kapitalen» 60er gehen meistens Dutzende um die 50 Zentimeter voraus. Dies gilt speziell für Uferfischer, die mit der Fliegenrute unterwegs sind.

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Ein eingefleischter Meerforellenfischer lässt sich von ein wenig Wind nicht beirren.

 Trout and Porc

Der vierte Tag mit Keld war für mich persönlich der erfogreichste. Bei stürmischem Wind erreichten wir nach dem Lunch (dazu später mehr) eine neue Stelle im Fjord. Oli und ich schauten uns erstaunt an: Kann man hier fischen? Auch wenn man nur bis zu den Knien im Wasser stand, schwappten die Wellen teilweise bis an die Oberkante der Wathose. Gerade stehen war nicht einfach, werfen stellte eine echte Herausforderung dar. Nachdem ich drei kleinere Forellen gefangen hatte, bekam ich einen brachialen Biss. Sekunden später, noch bevor ich wirklich realisierte, was gerade passiert, war ein Grossteil der Fliegenschnur von der Rolle. Den Anschlag vergass ich komplett. Bis ich die Schnur greifen konnte, lief bereits Backing durch die Rutenringe. Im Eifer des Gefechts entschied ich mich doch noch anzuschlagen – und weg war der Fisch. Enttäuscht, wütend, oder begeistert von der Kraft der Forelle: Ich hatte keine Ahnung wie ich mich gerade fühlte. Nur das Zittern meiner Knie war eindeutig. Wie gross diese Meerforelle war, kann ich nicht sagen. Ich habe sie nicht gesehen. Die Pyramiden-Theorie von Keld hätte sie aber ganz bestimmt in Frage gestellt…




Für Oli war an diesem Tag nur das Mittagessen ein wahres Highlight. Schon am frühen Morgen fragte uns Keld, ob wir Porc-Sandwiches mögen. Dass es sich dabei um das vielleicht beste Sandwich der Welt handelt, wussten wir da noch nicht. Auch als wir bei dem kleinen Imbiss am Strassenrand hielten und die Bestellung aufgaben, hatten wir noch Ruhepuls. Während der junge Mann hinter dem Thresen den vor Fett triefenden Schweinebraten tranchierte, machte sich eine gewisse Vorfreude breit. Als er auf dem halbierten Brot dann noch Stücke von der kross gebratenen Kruste verteilte und das Sandwich mit etwas Beigemüse garnierte, lief uns das Wasser im Mund zusammen.

Die Ratlosigkeit nach dem verlorenen Fisch werde ich wie den fantastischen Geschmack des Porc-Sandwiches niemals vergessen…

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Die Morgenstimmung geniessen Fliegenfischer und Spinnfischer gleichermassen.

Küste und Kultur

An unserem letzten Fischertag waren wir mit Henrik unterwegs. Obwohl im Verlauf der Woche nur wenig Fangmeldungen von der offenen Küste kamen, wollten wir es natürlich unbedingt selber probieren. Henrik, der mit der Spinnrute unterwegs war, konnte auf Maximaldistanz ein paar Forellen fangen. Die Fliegenrute war leider chancenlos, da wir wegen dem erhöhten Wasserstand die zweite Sandbank nicht erreichen konnten. Natürlich hatten wir auch an diesem Tag sehr viel Spass.

Dänemark und insbesondere Zealand ist eine Topadresse für jeden Fischer, der Meerforellen fangen möchte. Wenn es so etwas wie eine Fanggarantie geben kann, dann

hier. Die Insel Zealand ist insofern sehr empfehlenswert, da man gut auf sich verändernde Bedingungen reagieren kann. Schnell ist man von der offenen Küste im Fjord und wenn der Wind von der falschen Seite bläst – ab ins Auto, eine viertel Stunde fahren und alles ist perfekt. Schnell ist man auch in Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen, wo ein reiches Angebot an Kulturellem und Kulinarischem auf Besucher wartet. Deshalb hatten Oli und ich den letzten Tag eigentlich für etwas Sightseeing in der Metropole reserviert. Gelandet sind wir Banausen allerdings im Tivoli, dem Europapark Dänemarks…

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Objekt der Begierde am Haken. Rosa und pinke Garnelenmuster liegen im Trend, im Bild die «Fyggi»..

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Meerforelle im Visier: 1000 Würfe für einen Fisch braucht es auf Zealand nicht.

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Die Alivereje brachte den Erfolg.

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Die Lieblingsfliege von Guide Keld ist die modifizierte Alivereje.

Schon kurz nach unserer Rückkehr in die Schweiz wurden wir gelegentlich von etwas Schüttelfrost und einer inneren Unruhe heimgesucht. Sind das Entzugserscheinungen?

Niels Lagergaard Pedersen

fishingguidedenmark.dk/

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Best catch

Meine beste Meerforelle war 72 cm und 4,7 kg. Ich fing den Fisch gegen Ende April auf ein Shrimp-Pattern, welches in Dänemark Aura Reje heisst. Am selben Spot fing ich auch schon eine Meerforelle mit 3,5 kg. Deshalb bin ich immer besonders konzentriert und wachsam, wenn ich dort fische.

Wenn ich nur mit einem Fliegenmuster fischen könnte……

wäre es ein Shrimpmuster in Grösse 6. Das könnte eine RTF Reje oder die Pattgrisen sein.

Geräteempfehlung für Meerforelle auf Zealand:

  • 7er Rute in 9 Fuss mit einer salzwasserfesten Large Arbor Rolle
  • Intermediate Schusskopf mit einer dünnen monofilen Shootingline
  • 12 Fuss langes Fluorocarbon-Leader mit Spitzendurchmesser 0,26 mm

 

Keld Michaelsen

www.fabulousflyfishing.dk/

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Best catch

Meine beste Meerforelle mit der Fliegenrute wog 4 kg bei einer Länge von 68 cm. Ich fing den Fisch zu Beginn der Hornhechtsaisen im Frühling 2013 auf dem Weg zur Arbeit, nur 5 Minuten von meinem Wohnort entfernt.

Wenn ich nur mit einem Fliegenmuster fischen könnte…

…würde ich ohne Zweifel meine modifizierte Alivereje wählen.

Geräteempfehlung für Meerforelle auf Zealand

  • 6er oder 7er Rute in der Länge 9 oder 9,5 Fuss
  • Ein Schusskopf ist ideal, aber auch eine WF-Schnur in floating oder intermediate funktioniert. 100 m Backing vor der Fliegenschnur
  • 3 m langes Vorfach mit Spitzendurchmesser 0,26 mm.

 

Faktenbox

Wann

Im Prinzip kann man auf Zealand das ganze Jahr über Meerforellen fangen. Besonders empfehlenswert sind die Frühlingsmonate April und Mai, so wie die Herbstmonate September und Oktober. In den Überganszeiten sind die Meerforellen ganztags in Küstennähe auf der Suche nach Futter.

Im Sommer konzentriert sich die Fischerei auf Morgen, Abend und Nacht. Tagsüber sind dann nur Bereiche mit starker Strömung erfolgsversprechend.

Wie

Spinnfischer und Fliegenfischer haben beide ausgezeichnete Fangchancen. Wenn weite Würfe gegen den Wind erforderlich sind, ist natürlich der Spinnfischer im Vorteil. Bei Windstille und spiegelglatter Wasseroberfläche ist die Fliege ganz klar im Vorteil.

Köder- und Gerätetipps gibt Niels im Video.

Viele Infos gibt es auch unter
www.fishingzealand.dk

Oder auch

Natürlich gibt’s auf Zealand nicht nur Meeforellen. Auch Barsche und vor allem die Brackwasser-Hechte locken viele Fischer auf die Insel. Daneben kann an den Küsten natürlich auch auf Dorsch, Steinbutt und co. gefischt werden.

Patent

Am besten online unter
www.fisketegn.dk.

Unterkunft

Während unserem Aufenthalt haben wir an zwei Orten logiert, die wir uneingeschränkt empfehlen können.

Hotel Sidesporet

www.sidesporet.dk

Direkt am Meer: das Hotel «Sidesporet».

Direkt am Meer:
das Hotel «Sidesporet».

Ein kleines, charmantes Hotel direkt am Meer. Bietet kürzeste Anfahrtszeiten zu vielen guten Fjord-Spots.

 

 

 

 

Helene

Die Ferienanlage «Helene» liegt unweit der Küste.

Die Ferienanlage «Helene» liegt unweit der Küste.

www.helene.dk

Die Ferienanlage vermietet auch kleine Ferienappartements und Häuschen. Einige der besten Stellen an der offenen Küste sind in unmittelbarer Nähe.

 

 

 

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Karten: © OpenStreetMap-Mitwirkende, SRTM | Kartendarstellung: © OpenTopoMap (CC-BY-SA)

 

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