ÄSCHENWEISHEITEN VON EINEM PROFI

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(Anmerkung der Redaktion: Pascal Bader hat dir in den vergangenen Tagen seine Äschen-Weisheiten verraten. Daniel Diserens hat uns geschrieben, dass er vor allem in einem Punkt nicht mit unseren Ansichten übereinstimmt. Es ging dabei um die Frage, wie weit sich die Äsche seitwärts bewegt um bei der Nahrungsaufnahme einen Futterbrocken zu erwischen. Nachfolgend schildert dir Daniel seine Beobachtungen, die er bei seiner intensiven Beschäftigung mit seinem Lieblingsfisch gemacht hat.)

Daniel Delerens, Alpenfischer, Äsche

So gehts!

Wie viele wissen, ist die Äsche kein scheuer Fisch. Das heisst: Sie haut nicht wegen jedem kleinsten Etwas gleich ab. Dennoch gibt es speziell beim Fliegenfischen mit der Nymphe vieles zu beachten.

von Daniel Dislerens

1. Das Fressverhalten kennen

Ich habe das Fressverhalten der Äschen über Monate studiert und es ist zu jeder Jahreszeit das gleiche Muster: a) Die fressende Äsche steht sehr aktiv im Mittelwasser und bewegt sich zum Einsammeln von abtreibender Nahrung sehr flott seitwärts – ohne Problem bis zu einem Meter (auch aufwärts bis zur Wasseroberfläche). Die Fische sehen nämlich extrem gut. Damit meine ich, dass ich x mal beobachten konnte, wie eine Äsche meine Nymphe aus mehr als einem halben Meter Distanz gesehen hat. Und das bei Grösse 20 bis 26!

Mininymphe, Daniel Delerens

mini, mini…

b) Die Äsche, die nur ab und zu etwas frisst, ich rede da von Abständen bis 2 Minuten und mehr, befindet sich meistens dicht über dem Boden. Was dann oft passiert ist Folgendes: Deine Nymphe driftet seitlich an der Äsche vorbei und plötzlich macht der Fisch einen 180er, schwimmt flussabwärts deiner Nymphe nach und nimmt sie dann mit dem Maul auch flussabwärts. Wenn du das nicht siehst, hast du keine Chance in «dead drift» diesen Biss zu erkennen. Das kommt weit öfter vor, als man ahnt! Jetzt fragst du dich sicher: Wie soll ich den Biss erkennen? Weil die Bisserkennung in der dead drift so schwierig ist, fische ich eine Kombination aus dead drift und «auf Zug». Dabei werfe ich 45 Grad Fluss aufwärts und lass dann die Nymphe auf Zug flussabwärts driften. Meistens kommt der Biss, wenn die Nymphe anfängt zu steigen.

c) Äschen, die bockstill stehen und sich nicht bewegen, kann man auch fangen. Das ist dann aber meistens mit sehr vielen Würfen verbunden, welche sehr präzise präsentiert werden müssen. Gerade bei kapitalen Äschen über 50 cm konnte ich dieses Verhalten auffällig oft beobachten.

Ribnik, Alpenfischer

Im schnapsklaren Wasser lassen sich die Äschen ausgezeichnet beobachten.

Das Vorfach

Ich fische ein 9 bis 12 Fuss langes Leader mit 7 bis 9 Fuss Tippet, also insgesamt ein 5 bis gut 6 Meter langes Vorfach. Mit einem Leader und wenig Tippet bringst du die Nymphe nicht auf Tiefe – ausser du fischst grosse und schwere Nymphen. Ich selber fische Grössen 16 bis 26. Die Grösse wird durch die Nahrung im Fluss vorgegeben. Meistens fressen die Äschen Insekten in dieser Grössenordnung.

Um eine 20er Nymphe auf eine gewisse Tiefe zu bringen, braucht man nicht nur ein langes, sondern auch ein dünnes Vorfach. Ansonsten hat man zu schnell Druck darauf und die Nymphe kommt nicht runter. 16er-Nymphen fische ich mit 0,14er Vorfach, 18er-Nymphen mit 0,12er Schnur. Alles kleiner dann mit 0,10er Vorfach!  So bring ich auch in schnellem Wasser eine kleine Nymphe über einen Meter tief, eben wegen dem langen und dünnen Vorfach.

Alpenfischer, Äsche

Interessant ist auch die Rute.

Zum Abschluss noch zwei Sachen

a) Äschen steigen vom Grund bis zur Oberfläche für eine Trockenfliege, also machen sie das auch für eine Nymphe!

b) Äschen sehen extrem gut. Also mach dir in Bezug auf die Sichtigkeit nicht zu grosse Sorgen wegen dem Vorfach. Es interessiert die Fische nicht so sehr. Wenn ich meinen Wurm (San Disi) fische, mach ich das nie unter 0.18er und fange gut.

Daniele Dedlerens, Äsche

Die Äsche als Lieblingsfisch

Zu meiner Person

Ich heisse Daniel Diserens, bin 53 und fische schon mein ganzes Leben lang. Seit nun mehr 12 Jahren fische ich nur noch mit der Fliege. 2014 habe ich mir eine Ausszeit genommen und bin dann Anfang April das erste Mal nach Bosnien gereist. Ich hatte ca. 4 Wochen geplant…aber alles kam anders. Es wurden 2014 ganze 6 Monate und 2015 wurden es dann 10 Monate. Gelebt habe ich in Ribnik, einen Dorf mit ca 700 Einwohnern. Ihr könnt euch ja denken, dass da jeder jeden kennt. Unterdessen kenne ich dort alle – und alle kennen mich. Ich durfte dort eine wunderschöne Zeit verbringen und enorm viel über das Fliegenfischen und das Verhalten der Fische lernen.

Wie jeder, habe ich die erste Zeit nur gefischt, ohne gross nachzudenken. Ich hatte einfach Freude am Wasser zu sein, sehr viel haben mir da die einheimischen Leute geholfen bei der Technik und der  Köderwahl. Ich habe einfach gefischt – und gefangen hab ich auch.

Nun gut, nach einigen Wochen wurde mir klar: Daniel, du bist hier nicht im Kurzurlaub, mach was daraus und lerne. Die Flüsse Ribnik und Pliva (der Beschrieb kommt demnächst!) verfügen über einen Fischbestand, der seines gleichen sucht. Ausserdem ist das Wasser schnapsklar und die Gewässersohle hell. Ich nutzte diese Chance und studierte über mehrere Monate das Verhalten der Bachforellen und natürlich das von meinem Lieblingsfisch der Äsche.

 

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1 Kommentar

  1. ich habe Dani (Daniel Diserens) live am Wasser auf Aeschen fischend erlebt. Und ich muss neidvoll und bewundert gestehen…..Er weiss von was er spricht/schreibt. Ich dachte immer, ich wäre nach 40 Jahren mit der Fliege/Nymphe «fit». Es war ein lehrreicher Ausflug für mich 🙂 Danke Dani

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