Die im August 2018 vom Amt für Wald und Wild und einem externen Projektteam durchgeführte Erhebung zeigt: der Ägerisee als Fischhabitat befindet sich insgesamt in einem positiven Zustand mit gutem Fangertrag. Der Befischungsdruck ist allerdings hoch und die verbauten Ufer schränken den Lebensraum der Fische ein. Ungewöhnlich ist, dass ab einer Tiefe von 30 Metern keine Fische nachgewiesen wurden, obwohl dort genügend
Sauerstoff vorhanden wäre.
Informationen zur Zusammensetzung der Fischfauna in Seen bleiben uns meist verborgen, da Kenntnisse zu den Arten nur aus Fischfangstatistiken der Berufs- und Angelfischer vorliegen. Diese zeigen allerdings kein repräsentatives Bild und bilden schon gar nicht die tatsächliche Zusammensetzung der Fauna ab, da gezielt auf bestimmte Fischarten hin gefischt wird.
Mit der vorliegenden Studie wurde die Fischfauna im Ägerisee erstmals nach der Methodik des vom Bund mitfinanzierten «Projet Lac» erhoben. Bei der intensiven und aufwendigen Beprobung in der Zeit vom 27. bis zum 29. August 2018 handelte es sich zwar auch um eine Momentaufnahme, aber um ein standardisiertes Verfahren. Dieses erlaubt eine detaillierte Charakterisierung des heutigen Fischvorkommens und Vergleiche mit den anderen 29 Schweizer Seen, die nach demselben Ansatz beprobt wurden. Im Jahre 2013 fand die gleiche Bestandesaufnahme im Zugersee statt.
Egli dominiert – Felchen und Rötel sind selten
Bei der Untersuchung im Ägerisee wurden insgesamt 4797 Fische von 15 Fischarten gefangen. Diese gelten alle als heimisch. Dominiert wird die Fischfauna durch Egli (Flussbarsch). Felchen und Seesaiblinge (Rötel) kommen nur selten vor. Wichtigste Erkenntnis aus dem vorliegenden Bericht: Der See als Fischhabitat befindet sich in einem guten Zustand, die natürliche Fischartenvielfalt ist weitgehend erhalten. Aber auch gewisse standortfremde Arten konnten den See besiedeln und kommen im See heute häufig vor. Hier ist vor allem der seit kurzem vorkommende Kaulbarsch zu erwähnen. Dessen hohe Dichte ist laut Bericht «auffallend» und dürfte nicht ohne Konsequenzen für andere Fischarten und das gesamte Ökosystem sein. Ein weiterer Aspekt, der im Bericht angesprochen wird, sind die teilweise stark verbauten Seeufer, die den Lebensraum der Fische einschränken. Insbesondere entlang des Nordostufers ist dies der Fall.
Grosse Fische sind unterrepräsentiert
Die Fische, so eine weitere Erkenntnis, besiedeln nur einen Teil des Lebensraumes. Sie kommen insbesondere in den ersten 30 Metern vor. Wieso die tieferen Bereiche nicht genutzt werden ist unklar, denn die Sauerstoffwerte wären bis 60 Meter Tiefe gut. Ebenfalls auffällig ist das geringe Vorkommen von grösseren Individuen gewisser Fischarten, wie Felchen, Egli und Rotaugen. Das heisst: grosse Fische sind im Ägerisee unterrepräsentiert. Aus diesen Gründen wird der Fischbestand im See heute als leicht bis mässig beeinträchtigt angesehen. Mögliche Gründe dafür sind der hohe Befischungsdruck, also die intensive Nutzung des Sees durch Angel- und Netzfischer.
Von weiteren Seeuferverbauungen wird abgeraten
Bei der strategischen Planung der Seeuferrevitalisierung, so eine Schlussfolgerung der Studie, sollte darauf geachtet werden, dass die biologischen Hotspots, die sich unter anderem bei Zuund Ausflüssen befinden, prioritär revitalisiert werden. Auf andere Eingriffe wie Kiesentnahmen und neue Uferverbauungen sollte aus ökologischer Sicht verzichtet werden. «Anhand der Studie wird es künftig möglich sein, Veränderungen der Fischfauna, auch der fischereilich nicht relevanten Arten, wissenschaftlich zu verfolgen und eine nachhaltige Fischerei zu garantieren», so Priska Müller vom Amt für Wald und Wild. Zudem stelle die Artenzusammensetzung der Fischgemeinschaft eines Gewässers einen hervorragenden Indikator für den Status eines Ökosystems dar.
Medienmitteilung Kanton Zug Juli 2019
Den detaillierten Bericht zur standardisierten Befischung des Ägerisees findest du hier.